8:15 Uhr – Das lange Osterwochenende habe ich in Berlin verbracht. Ohne große Pläne für vier Tage in der Großstadt abtauchen war die beste mentale Entspannungskur, die man sich so vorstellen kann. Trotzdem haben wir natürlich nicht nichts gemacht. Wir haben Kunst angeguckt und „Kunst“ geschaffen. Wir haben Alba Berlin im vierten Viertel zum Sieg geklatscht und mexikanisch gekocht. Und wir haben mehr Bier probiert und mehr Brauhäuser besichtigt, als ich es mir erträumt hätte.
Zunächst waren wir bei Stone Brewing, eine kalifornische Brauerei, die seit einiger Zeit auch in Berlin Bier braut. Die befindet sich in einem Gebäude eines stillgelegten Gaswerks im Marienpark. Das ist schon äußerlich cool, aber auch von innen macht die Brauerei als Restaurant und Veranstaltungsraum einiges her. Vor allem aber zählt natürlich die extrem lange Theke, an der man frisch gezapftes Bier aus Berlin, Kalifornien und auch den ein oder anderen guten Tropfen von anderen Brauereien probieren kann. Das hat mir sehr gut gefallen.
Zweite Station war eine Bierverkostung bei Braufactum. Dort gibt es eine Bar direkt am Alexanderplatz und ein Haus weiter einen kleinen Laden, in dem es auch etwas Platz für eine kleine Bierprobe gibt. Ich habe festgestellt, dass ich dem Niveau für ein Einsteigerseminar inzwischen wohl doch entwachsen bin; immerhin konnte ich dem Referenten an der ein oder anderen Stelle weiterhelfen, wenn er nicht mehr weiter wusste. Trotzdem hab ich noch einiges gelernt und natürlich auch vier ganz gute, wenn auch nicht gerade außergewöhnliche, Biere probiert. Die anderen Teilnehmer waren auch äußerst amüsant („Riecht nach Bier!“ – „Ist ganz okay, aber halt nicht so gut wie das Weihenstephaner Vitus“ – „Ich misch mal alle Biere zusammen und guck, wie das dann schmeckt“).
Nummer drei war das BRLO Brauhaus im Gleisdreieck, also da, wo ich wohnen würde, wenn ich in Berlin wohnen würde. Das gesamte Brauhaus ist aus alten, schwarzen Containern zusammengebaut und das Konzept sieht vor, dass das alles zusammen irgendwann demnächst in eine andere Stadt umziehen soll. Man darf gespannt sein. Leider hat mir hier etwas das Ambiente gefehlt, was auch daran gelegen haben mag, dass es sehr voll war. Es hat mich aber doch leicht an Abfertigung in der Systemgastronomie erinnert – und die Gläser waren auch nicht so hübsch. Über das Bier kann man allerdings auch hier nicht meckern.
Letzte Station war das Lemke, das sich unter den S-Bahn-Bögen am Hackerschen Markt eingenistet hat und dort schon seit 1991 Bier braut und ausschenkt. Dort herrschen eine urige Atmosphäre und ein unfreundlicher Kellner. Bekannt ist die Brauerei unter anderem für die Wiederbelebung der echten, sauren Berliner Weiße und die Bierherstellung in alten Whiskeyfässern. Ich habe mich jedoch aus Skepsis und finanziellen Aspekten gegen diese beiden Spezialitäten entschieden und für ein gehopftes Weizenbier. Das war eine ganz interessante Geschmackserfahrung – und kleine Weizengläser sind ja eh immer süß.