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Die Diplomatin

19:12 Uhr – Die Diplomatin ist mein allerjüngstes Gebräu, mal wieder ein India Pale Ale. Genau genommen ein New England India Pale Ale, NEIPA, weil diese hopfig-fruchtige, starke aber wenig herbe Biersorte im Nordosten der heutigen USA entstanden ist, in New England. Mit dem Namen des Bieres möchte ich auf die Algonkin-Prinzessin Pocahontas verweisen, die als indianische Diplomatin zwischen den Ureinwohnern und den europäischen Siedlern vermittelt hat. Deshalb ist auf dem gänzlich schwarzen Etikett in Weiß eine junge Indianerin mit rotem Kopfschmuck abgebildet. Ich weiß, dass Pocahontas eher nicht so aussah – künstlerische Freiheit.

Neben den Hopfensorten Yellow Sub, Sorachi Ace, Amarillo und Crystal, mit letzteren beiden wurde zweimal kalt gestopft, sind Gerstenmalz, Haferflocken und brauner Rohrzucker verbraut. Durch die Haferflocken sollte das Bier cremiger und der Schaum stabiler werden, der Rohrzucker sollte beim Gärprozess helfen, das Bier stärker machen und die Hopfenaromen stärker herausstellen. Ursprünglich hatte ich überlegt, das Gebräu auf roten Beeren oder Mirabellen zu lagern, um noch mehr Frucht ins Bier zu kriegen. Letztendlich habe ich mich aber für das reine Hopfenaroma entschieden.

Farblich ordnet sich die Diplomatin irgendwo zwischen einem matten Kupfer und heller Kastanie ein, der klare Rotstich ist dank einer großen Portion Rotmalz nicht verwunderlich. Der Schaum ist grobporig, recht fest und leicht cremefarben. Die sehr lebendige Kohlensäure steigt in Bläschen aus dem trüben Bier auf.

In die Nase strömen fruchtig-hopfige Gerüche nach Birne, Melone, Orange, ein bisschen Zimt vielleicht und etwas Schärfe. Beim ersten Schluck wirkt das NEIPA vollmundig, cremig und auffallend trocken, fast schon hefelastig. Den vielen Hopfen schmeckt man deutlich, aber ohne, dass es besonders bitter wird. Die fruchtigen Aromen sind auch im Mund noch vorhanden, Orange und Apfel auf jeden Fall. Dazu gesellen sich ein etwas grasiger Geschmack und eine angenehme, weil nicht malzige, Süße.

Die Diplomatin ist ein sehr intensives Bier geworden, mit viel von allem: Viel Alkohol (7,5%), viel Trübe, viel Aroma. Generell bin ich recht zufrieden. Etwas weniger Hefe im Geschmack wäre mir recht gewesen. Und ein weiteres Problem: Ungefähr jede zweite Flasche neigt direkt nach dem Öffnen zum Überschäumen. Eben auch: viel Leben.

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