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Hopfiges Lebensglück

17:44 Uhr – Ich freue mich ganz außerordentlich über den Start in ein sommerliches Wochenende mit einem Bier aus der Riegele BierManufaktur in Augsburg, das ich sogar persönlich dort in der Brauerei gekauft habe. Das Objekt der heutigen Begierde ist ein Simco 3, ein obergäriges Bier aus Weizen- und Gerstenmalz mit 5 Prozent Alkohol und fruchtigen Aromen nach Holunder, Aprikose und Mango, die es den Hopfensorten Perle, Opal und Simcoe verdankt. Gemeinhin würde man dieses Getränk wohl als India Pale Ale bezeichnen. In Augsburg sagt man dazu „Hopfiges Lebensglück“. Mal schauen, ob der Inhalt hält, was das Etikett verspricht.

Im Glas ist das Simco 3 gleich mal ein Träumchen: Trüb bernsteinfarben, mit leichtem Orangestich, dazu ein leicht cremefarbener Schaum. So muss das sein. Der Duft ist nicht extrem intensiv, aber ebenfalls vielversprechend: Herbe Hopfentöne deuten eine gewissen Fruchtigkeit an, verheimlichen aber auch nicht, dass es sich um Bier handelt, nicht um Mango Lassi.

Der erste Schluck ist längst nicht so herb, wie angenommen. Die Brauspezialität legt sich äußerst ausgewogen und vollmundig auf die Zunge (und darunter). Der dezente Hopfen mischt sich sehr schön mit einer fruchtigen Süße, die fast ganz ohne Malzigkeit auskommt. Dazu eine leichte, angenehm natürliche Harzigkeit. Letztendlich muss man eher sagen, dass die Herbe komplett fehlt. Von den auf dem Etikett angegebenen Früchten erkenne ich am ehesten die noch nicht ganz reife Aprikose, die Mango lässt sich erst im Abgang hinten im Rachen blicken (und deutet dann tatsächlich ein bisschen Mango Lassi an). Mit leichter Temperierung des Simco 3 meint man auch, die Holunderblüten zu erkennen. Zugegebenermaßen ist das natürlich auch einfach, wenn es schon auf dem Etikett steht.

Wenn ich mal alt bin, also so 33 zum Beispiel, will ich – genau wie heute – mit diesem Bierchen in einem schönen Glas in meinem Schaukelstuhl unter den Hopfenpflanzen auf der Veranda (statt Balkon) sitzen, den Tag, die Ruhe (statt Straßen- und Baustellenlärm) und jeden Schluck genießen und in die endlose Prärie (Alternativ: See, Grünland, Berge, Kuhweide, Meer – aber nicht die grauverputze Rückwand eines Bürogebäudes) blicken. Hopfiges Lebensglück eben.

Ich, jetzt und mit 33 Jahren.
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