22:56 Uhr – Gegen Jahresende habe ich 2022 noch ein letztes Bier gebraut. Hauptsächlich eigentlich, um die ganzen zusammengekommenen Hopfenreste aufzubrauchen. Es kam dann wirklich unglaublich viel und sehr wild gemixter Hopfen zum Einsatz, sowohl gekaufte Pellets als auch selbst angebaute Dolden. Weil ich ein schön weiches, helles Bier brauen wollte, kamen neben Gerstenmalz auch Weizenmalz und erstmalig in meiner Hobbybrauerlaufbahn Hafermalz zum Einsatz. Vergoren habe ich mit einer belgischen Weißbierhefe.
Weil das Bier zu Weihnachten zumindest theoretisch trinkbar war, hat das Etikett in Form einer roten Hopfendolde einen Farbklecks bekommen, der in die Festtage passt. Stimmig dazu hat die kleine Flasche auch einen roten Kronkorken. Ansonsten ist das Etikett modern und in schwarz auf weiß gehalten. Hoppy White Winter heißt das Bier übrigens: Hopfig, das ist ja klar, und Winter auch. Das White kann man allerdings sowohl auf den weißen Winter, das Weißbier oder schlichtweg die helle Bierfarbe beziehen.
Optisch bin ich mit meinem Werk mehr als zufrieden, beinahe überglücklich. Ein völlig gleichmäßig sehr trübes Bier, das vom satten Gold schon stark in ein saftiges Dunkelgelb geht. Die üppige Schaumkrone glänzt in strahlendem Weiß. Sie ist außerdem äußerst stabil und hält ewig.
Der Geruch ist recht frisch, was vor allem durch die Aromen von herben Kräutern und roter Grapefruit kommt. Dazu leichte Nelke und vielleicht noch ein paar andere Gewürze.
Der erste Schluck läuft weich in den Mund, eine ausgewogene Kohlensäure stellt das 6,2 Prozent starke Bier etwas leichter dar, als es in Wirklichkeit ist, verleiht ihm aber auch keine übertriebene Spritzigkeit. Für einen kurzen Moment passiert an Gaumen und Zunge gar nicht viel, ein etwas mineralischer Geschmack, der an klares Gebirgswasser erinnert, stellt sich ein. Und dann kommt der Hopfen.
Über die leichte Säuerlichkeit von dunklen Beeren kommt schnell die fruchtige Bitterkeit von sonnenverwöhnter Zitrone dazu, bevor es spätestens im Abgang unweigerlich in richtig bittere Grapefruitschalen übergeht. Bis hierhin ein angenehmes, weiches Bier mit rundem Körper und klarer Tendenz zur hopfigen Herbe.
Kurz nach dem Schlucken kommt dann der krachende Nachgeschmack. Gaumen und Backen ziehen sich zusammen und trocknen kurz aus. Während eine starke Bitterkeit von nussigem Rucola und eben Grapefruit im Hals und im Mund hängen bleibt, und zwar noch Minuten nach dem letzten Schluck, sammelt sich allmählich der Speichel wieder im Mund.
Eine richtig bittere Nummer. Zumindest für meinen Geschmack aber im positiven Sinne. Mir schmeckt das Hoppy White Winter gut!