19:48 Uhr – Für mein nächstes Bier, ein Lager mit echtem mexikanischem Kaffee, habe ich im Vorlauf zwei kleine Experimente durchgeführt. Zum einen habe ich drei Zubereitungsformen von Kaffee ausprobiert, um herauszufinden, wie ich den Kaffee ins Bier bringen will. Gewonnen hat ein „kaltgebrühter“, also über 30 Stunden in kaltem Wasser gezogener, Kaffee. Die Verlierer waren ganz normaler, kalter Kaffe und kaltgebrühter, dann aufgekochter und wieder abgekühlter Kaffee.
Der zweite Versuch hat was mit der Lagerung des Bieres zu tun. Inspiriert von der Spirituose Mezcal, in der sich manchmal noch eine kleine Raupe in der Flasche befindet (reine Tourifängerei meiner Meinung nach, aber egal), wollte ich ausprobieren, was eine Kaffeebohne in einer verschlossenen Bierflasche für einen Effekt haben könnte. Geschmacklich, aber auch sonst.
Darum habe ich Ende Juni ein Lagerbier der örtlichen Brauerei geöffnet, eine Kaffeebohne rein geschmissen und die Flasche schnell wieder verkorkt. Nach rund drei Monaten ist heute der Moment gekommen, die Flasche wieder zu öffnen und zu sehen und zu schmecken, was die kleine Bohne mit dem Drittelliter Bier angestellt hat.
Ich bemerkte eine leichte Schaumentwicklung beim Öffnen in der Flasche, aber kein Überschäumen. Ich denke, dass das recht normal ist und nichts mit der Kaffeebohne am Flaschenboden zu tun hat. Auch das Schaumverhalten im Glas ist völlig in Ordnung und unauffällig. Die Farbe des Bieres könnte eine Nuance dunkler sein, als das Export ohne Bohne ist. Leider habe ich kein Vergleichsbier da, darum ist das eigentlich unmöglich zu sagen. Der Geruch ist insgesamt schwach, dabei aber recht malzlastig. In der Süße könnte aber auch ein bisschen Kaffeearoma stecken. Nicht die Bittere, denn die Bohne hatte ja nie Kontakt mit heißem Wasser. Aber diese leicht fruchtigen, schweren Noten, die man auch in kaltgebrühtem Kaffee findet. Aber auch hier ist es wirklich schwer zu sagen, ob mir nur der Wunsch diesen Duft in die Nase zaubert, oder ob da wirklich was ist.
Es war extrem dumm, keine Vergleichsbier bereitzustellen. Denn auch beim Trinken habe ich wieder den Eindruck, dass sich das Aroma des Bieres in Richtung Kaffee verändert haben könnte. Ich kann es aber nicht sagen. Was für ein Anfängerfehler. Ich ärgere mich etwas.
Man kann trotzdem festhalten: Vielleicht hat sich der Geschmack minimal verändert, und wenn ja, dann auf keinen Fall zum schlechten. Das Bier schmeckt, ist noch spritzig, die Flasche ist beim Öffnen nicht explodiert und der Schaum ist auch okay. Selbst wenn es diese Veränderung im Geschmack gibt, bleibt natürlich die Frage, ob die in meinem selbstgebrauten Bier überhaupt bemerkbar wäre. Das wird nämlich um einiges wuchtiger und hopfiger sein, als dieses Versuchs-Export. Außerdem ist ja im Bier selbst schon Kaffee und damit Kaffeegeschmack drin. Geschmack hin oder her, ich denke trotzdem darüber nach, ob die Bohne in der Flasche ein ganz schöner Effekt wäre. Natürlich könnten durch die Bohne und damit verbunden über die Finger noch Keime in die Flasche kommen. Und vielleicht klappt das Abfüllen nicht. Letzteres würde ein Versuch zeigen.
Ich werde jetzt meinen Fauxpas mit der vergessenen Vergleichsflasche ausmerzen und den Versuch wiederholen. Drei Monate Zeit hab ich zwar nicht mehr, aber drei, vier Wochen auf jeden Fall.