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Kunstwerk im Kunstwerk

20:12 Uhr – Vor mir steht meine erste Dose von Blech.Brut aus Bamberg. Diese kleine Brauerei ist für ihre kunstvoll gestalteten Dosen bekannt. Ob auch das Bier ein Kunstwerk ist, wird sich zeigen.

aerial.city heißt das IPA, das Dosendesign zeigt eine Stadt aus der Vogelperspektive. Genau genommen eigentlich nur eine Kreuzung mit einigen Autos und Motorrädern, über die eine Bahnbrücke mit einer S-Bahn ragt und an deren Rand einige Gebäude stehen. Das erinnert mich irgendwie an eine Mischung aus Wimmelbild und diesen Straßen-Spiel-Teppichen, die manche meiner Grundschulfreunde zuhause hatten. Sehr außergewöhnlich, mal was ganz anderes. Auch wenn ich der Meinung bin, dass die abgebildete Verkehrsführung zu Unfällen führen wird.

Das Bier im Glas wurde mit Gersten-, Weizen- und Hafermalz, Wasser, Hopfen und Lactose gebraut. Im Glas führt das dazu, und ich glaube, ich bilde mir das nicht nur ein, dass das Getränk ein bisschen wie diese Molkegetränke a la Rivella wirkt. Davon abgesehen besticht es durch ein helleres Goldgelb, das schon fast in Richtung Zitronenfarbe geht. Eine schöne Hefetrübe und eine dünne Schaumschicht runden den Augenschmaus ab.

In die Nase gelangen intensive Fruchtaromen von Zitrusfrüchten, Mirabellen, Kiwis und Aprikosen. Das riecht fast ein bisschen wie Spülmittel, ohne das jetzt negativ zu meinen. Der Geruch von Seife fehlt nämlich genau wie der Duft von Malz oder klassischen Hopfen.

Tatsächlich ist das 6,4 Prozent starke IPA ziemlich süß, was von der Lactose kommen dürfte, die die Hefe nicht in Alkohol umwandeln konnte. Diese Süße ist ein krasser Kontrast zu dem, was man normalerweise von IPAs mit solch fruchtigem Geruch kennt. Das sind nämlich in der Regel herbe Hopfengeschosse. Hier dagegen spült das Bier mit einem cremigen Mundgefühl weiter und weiter Aromen von Fruchtpüree um die Zunge: Mirabellen, Mandarinen, säuerliche Beeren oder auch eine reife Ananas sind da zu nennen. Unterschwellig hat sich auch ein Stückchen Banane in den Fruchtcocktail gemogelt. Die weitgehend fehlende Kohlensäure sorgt dafür, dass das Bier trotz seiner Süße und seinen verführerischen Aromen nicht sehr süffig ist. Man nippt eher am Glas und genießt jedes Schlückchen.

Das aerial.city ist vorerst nicht mein neues Lieblingsbier, vielleicht auch, weil es so ungewohnt ist. Der Inhalt der Dose passt aber absolut zur Dosengestaltung: Ausgefallen, weg vom Bekannten, überraschend, viel zu entdecken. An sich bittere Hopfenaromen durch Lactose einzufangen, ist etwas, was ich mir für eines meiner nächsten Brauprojekte merken werde. Gute Idee!

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