18:41 Uhr – Neben Fußball ist Lucha Libre der mexikanische Nationalsport. Es handelt sich dabei um eine Art Wrestling, für mich ein Show-Ringkampf. Natürlich habe ich mir sowohl in Guadalajara als auch in Mexiko-Stadt mehrere solcher Kämpfe angeschaut. Das ist schon ganz lustig, es ist eine prima Stimmung in der Halle, man darf unschöne Dinge in den Ring schreien und in selbigem geht ordentlich was ab. Wie viel davon angesprochene Show ist und wie viel echter Kampf, darüber gehen die Meinungen auseinander. Ich bin eher Anhänger der Show-These. Nichtsdestotrotz gilt den Luchadores, die nicht immer unbedingt besonders athletische Körper haben, mein Respekt. Denn die Sportart ist definitiv extrem anstrengend und oft auch ganz schön schmerzhaft.
Wo ich das Fläschchen Chela Libre El Sancho der Cervecera Libre genau gekauft habe, weiß ich leider nicht mehr genau. Im Bier-Gang eines Supermarktes habe ich es auf jeden Fall entdeckt. Ich habe es wohl gekauft, weil mich das Etikett dieses Pale Ales angesprochen hat: Es ist im Retro-Look aus der Mitte heraus in Rostrot und Gold gestreift, der Name des Bieres steht in westernartigen blauen Buchstaben rund um einen Kämpfer im Comic-Stil. Der trägt eine rot-gelbe Maske mit Stern auf der Stirn, gelbe Handschuhe und Stiefel und eine weiße Unterhose, mit einem breiten Grinsen verschränkt er die Arme vor der Brust. Er steht, übergroß, auf den Seilen einer Arena. Diese lustige Darstellung passt ja auch ganz gut zu dieser Sportart. Noch zum Namen des Bieres: „Chela“ sagen die Mexikaner zum Bier, „El Sancho“ könnte eine Anspielung auf den berühmten Luchador „El Santo“ sein.
Mit seiner klaren, kupferfarbenen Schönheit und dem üppigen, dichten Schaum braucht sich das Chela Libre nicht vor dem bestaussehendsten Kämpferoutfits verstecken. Wirklich mal wieder ein Augenschmaus. In die Nase gelangen starke Hopfenaromen, die mich ein sehr herbes Pale Ale erwarten lassen. Neben leicht floralen und fruchtigen Tönen erkenne ich vor allem den Geruch von trocknendem Holz.
Tatsächlich hat das Bier eine gesunde Herbe, aber es ist nicht übertrieben bitter. Spuren von noch nicht ganz reifem Steinobst ergänzen sich toll mit erdigen Nuancen und einer Spur von karamelligen Röstaromen aus dem Malzkörper. Der ist den 5,8 Prozent Alkohol entsprechend etwas wuchtiger, aber noch genau so leicht, dass die spritzigen Töne eine Chance haben. Nach und nach legt sich die etwas bittere Fruchtigkeit von Orangenschalten in den Mund, gepaart mit einer trockenen Grasigkeit. Je wärmer das Bier wird und je mehr sich der Gaumen an die Herbe gewöhnt hat, desto fruchtiger und aromatischer wird es, ohne jedoch auch nur den kleinsten Schritt in Richtung süß zu gehen. So wird es zwar nicht zum Durstlöscher, bleibt aber ein sehr gutes Pale Ale.