22:06 Uhr – Die letzte Nacht war keine besonders erholsame und der morgige Tag wird ein langer und voraussichtlich stressiger. Umso wichtiger also, jetzt noch einen kleinen Schlummertrunk zu sich zu nehmen. Etwas schweres, dunkles schwebte mir vor – und so habe ich mich für ein Stout aus Irland entschieden: Das McGargles Uncle Jim’s Stout von der Rye River Brewing Company in Celbridge.
Das kleine braune Fläschchen ist einem hellen Etikett beklebt, das scheinbar gerissene Kanten hat. Darauf zu sehen ist ein gemalter, betröppelt dreinschauender Mann mit graumeliertem Vollbart und hoher Stirn. Er steht vor einer Bretterwand und trägt ein blaues Hemd und Hosenträger. Es scheint sich um Uncle Jim zu handeln, denn direkt unter ihm steht auf einer Banderole „Uncle Jim’s Stout“.
Das Stout ist, wie es zu erwarten war, sehr, sehr dunkelbraun bis beinahe schwarz. Auch der wenige, aber stabile Schaum ist gelb-bräunlich und zeigt große Blasen. In der Nase ist es malzig-karamellig, mit Röstaromen und einem Hauch von dunkler Schokolade – oder vielleicht auch kaltem Kaffee. Eigentlich nicht gerade das, was ich von einem Bier erwarte. Ich muss aber zugeben, dass das sehr rund und angenehm riecht.
Der erste Eindruck ist, dass es lang keine solch dunkle Malzbombe ist, wie ich befürchtet habe. Das liegt vielleicht auch an den nur 4,5 Prozent Alkohol. Der erste Schluck ist schon fast frisch, obwohl überhaupt nicht spritzig, mit einer leicht herben Hopfennote und einem Hauch der bereits errochenen dunklen Schokolade. Die richtigen Aromen kommen erst nach ein paar Sekunden zur Geltung: Das Uncle Jim’s Stout zeigt ein ganz leicht malziges Röstaroma, eine Spur vom Karamell am Gaumen. Dann ein eindeutiger, sehr intensiver Nachgeschmack von Kaffee mit leichter Bitternote im Hals. Es ist dann doch mal wieder erstaunlich, welche Geschmäcker Bier so hervorzaubern kann. Zurück bleibt ein recht trockener Mund. Das löst natürlich direkt den Griff zum Glas aus – ein irischer Teufelskreis.