14:31 Uhr – Ostern, Zeit um ein bisschen in Erinnerungen zu schwelgen. Die erste Station meiner letzten Mexikoreise war Guadalajara. Einer der Programmpunkte für dort, den ich schon von Deutschland aus geplant hatte, war die Minerva-Brauerei in Zapopan zu besuchen. Zapopan ist eine Stadt genau neben Guadalajara, die beiden Städte sind eigentlich eine. Der Weg zur Brauerei in einem Uber war dann etwas merkwürdig, weil man das Gefühl hatte, die Stadt zu verlassen. Hat man mehr oder weniger auch, denn Minerva liegt etwas außerhalb in einem Gewerbegebiet direkt an einer Schnellstraße. Die Lage tut dem Ort aber keinen Abbruch, denn sobald man das Gelände erreicht hat, ist es ja egal, wo es ist.
Man findet sich in einer klassischen amerikanischen Craft-Beer-Halle wieder. Ein großer, hoher Raum in einer Halle, rustikale Einrichtung im Industrie-Stil, viel Metall – und durch eine deckenhohen Glaswand Blick auf die Gärkessel. Neben etlichen Bieren auf der Karte, die ich alle in kleinen Probiergläschen durchprobiert habe, gab es auch ein paar feine Brauhausspezialitäten. Ich erinnere mich gerne an meinen Taco al Gobernador. Eines der Biere, die mir dort gut geschmeckt haben, habe ich in der Dose gekauft und wochenlang in meinem Koffer mitgeschleppt. Jetzt steht die Dose vor mir.
Das 10 Mil Pies Playacar ist ein India Pale Pilsener, also wohl sowas wie ein etwas stärkeres, stark gehopftes Pils. Am unteren Rand der weißen Dose ist in reduzierten Farben und etwas unscharf eine Strandlandschaft vom Meer aus zu sehen: Feiner Sandstrand, dahinter grün bewachsene Hügel, Sonnenschirme, ein paar Badende und einige Hausdächer. Vor einer prähispanischen Ruine drängt sich ein Pelikan ins Bild. Über der Landschaft steht in geschwungener, schwarzer Schrift der Name des Bieres, außerdem sind in glänzendem Silber Ornamente eingearbeitet, die ich als Wolken oder Wind interpretieren möchte. Das Bier soll laut Beschreibung den Moment darstellen, in dem man sich bei einer Urlaubsreise in die Karibik zum ersten Mal entspannt: Wenn das Flugzeug die Flughöhe erreicht hat. Das könnte den Namen 10 Mil Pies = 10 Tausend Fuß erklären. Die Reise des Bieres geht übrigens nach Playacar, einem Luxusurlaubsort an der mexikanischen Karibikküste.
Im Glas ist das Pils hell Stroh- bis Zitronengelb, trotz seiner Hefetrübe versprüht es einen feinen Glanz. Die üppige weiße Schaumkrone erinnert an Milchschaum. Heraus kommt ein intensiver Duft nach Zitrusfrüchten, vor allem nach säuerlicher Grapefruit. Dazu kommt ein nicht zu überriechendes Hefearoma – für ein Pils ja eigentlich eher ungewöhnlich.
Im Geschmack ist die herbe sehr dominant, sie ist hopfig, grasig, heuig und zitrusbitter. Durch diese Aromen und mit seinem leichten Körper ist das Bier äußerst spritzig, süffig und erfrischend. Das kann ich mir in der Tat gut an einem schönen Karibikstrand vorstellen. Allerdings erst gegen Abend, wenn die Sonne nicht mehr so sehr vom Himmel brennt. Denn für die Mittagssonne ist das herbe Getränk schon etwas zu mächtig. Auch an einem sonnigen Ostersonntag in Deutschland ist es auf jeden Fall sehr brauchbar. Ein tolles Mitbringsel!