21:01 Uhr – Schwarzbier macht mir ja nach wie vor noch ein bisschen Angst. Und wenn es dann noch aus dem Osten kommt. Ohje. Aber hilft ja nichts. Heute steht auf dem Speiseplan ein Kyritzer Mord und Totschlag von Neuzeller Kloster-Bräu. Dieses Bier wurde wohl schon im 17. Jahrhundert in Kyritz an der Knatter* gebraut, warum es so einen komischen Namen hat, bleibt unklar. Die Halbliter Longneck-Flasche ziert ein Etikett, auf dem sich aber dann doch tatsächlich zwei bärtige Herren mit haarigen Unterarmen auf einem Bierfass raufen. Schwer zu sagen, wer gewinnen wird, aber der im roten Hemd hat auf jeden Fall einen Bierkrug als Schlagwaffe in der einen Hand, die andere Hand hat er am Hals seines Kontrahenten im blauweißen Ringelhemd. Beide tragen sehr schöne schwarze Stiefel.
Das Mord und Totschlag ist nur eine Nuance unter Pechschwarz – und sehr lebendig. Der recht feine und ziemlich weiße Schaum hält sich ewig, es steigen immer neue Bläschen auf. Meine Nase erreichen nussige Röstaromen, eine leichte Rauchigkeit, auch ein bisschen feuchte Erde.
Der Geschmack ist natürlich geprägt von den Röstaromen, dazu ist das Schwarzbier aber mit einer erstaunlichen Herbe gesegnet. Im Mund macht sich der malzige Nachgeschmack von kaltem Kaffee breit, ganz vorne an den Lippen und an der Zungenspitze schmeckt man ganz kurz die Süße von Orangen. Außerdem fühlt sich das Bier irgendwie leicht cremig-weich an.
Ganz interessant und auf keinen Fall ein Grund, in Zukunft noch größere Angst vor Schwarzbier zu haben. Wie so oft bei dunklem, schweren Bier gilt für mich aber: Der halbe Liter ist viel zu viel.
* Nicht einem Fluss, wie oft irrtümlich angenommen, verdankt der Ort den Beinamen „an der Knatter“, sondern „knatternden Mühlen“. In Kyritz gab es die Vierradenmühle, die Hahnenwinkelmühle, die Rüdower Mühle, die Stolper Mühle und die Walkmühle am Königsfließ. Und es wird natürlich noch heute fleißig geknattert.