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Ausnahmsweise aus der Flasche

18:59 Uhr – Gestern kam über die Sozialen Medien die Nachricht, dass die Brauerei Clemens Härle ausnahmsweise ihr LandZüngle in Flaschen abgefüllt hat und jetzt verkauft. Normalerweise gibt es dieses Bier nur im Fass und nur in ausgewählten Wirtschaften, Kneipen und Restaurants. Weil dort aber momentan kein Bier ausgeschenkt wird, hat sich wohl einiges an LandZüngle aufgestaut. Genau 3.000 Kästen, also 60.000 Flaschen. Einige davon stehen seit heute Morgen in meinem Keller, denn ich bin natürlich direkt mal bei der Brauerei vorbei. Nicht, weil ich so ein übermäßiger LandZüngle-Fan wäre, aber eben doch, weil es in Flaschen eine Besonderheit ist. Während ich ab und an mal ein LandZüngle zum Auftakt in einen Wirtshausabend trinke, wird es heute unter verschärften Bedingungen getestet: Auf meinen Balkon, alleine, aber immerhin aus dem originalen Krug.

Zunächst gilt es aber, das Etikett zu begutachten, denn das gibt es unter normalen Umständen ja auch nicht. Die Idee hinter dem Etikett ist wohl, dass das LandZüngle-Logo, das ist ja zum Beispiel auch auf besagtem Krug gibt, auf kariertes Notizpapier geklebt und handschriftlich kommentiert wurde. Das soll die Spontanität und das Provisorium zeigen. „Wenn du it komme kannsch, dann komm i halt zu dir“ ist ja auch ein ganz netter Spruch für die Aktion. Auf der Rückseite wird dann noch erklärt, dass die Häflte der Verkaufserlöse an die betroffenen Wirte gespendet wird. Los geht’s.

Reden wir nicht lange um den heißen Brei oder das kühle Bier herum: Das LandZüngle ist wunderschön! In dunkelgoldener Farbe, fast schon mit einem leichten Hang ins Orange, schmiegt es sich in sein formschönes LandZüngle-Glas. Es steigen vereinzelte Kohlensäure-Perlen auf, bedeckt ist das leicht trübe und extrem glanzvolle Bier von einer üppigen, festen und schneeweißen Schaumschicht.

Der Geruch ist nicht besonders intensiv, aber doch prägnant. Es steigen deutliche Getreidedüfte und deftige Brotaromen aus dem Glas, daneben lassen sich auch ganz leichte Töne einer gewissen Hopfenherbe erkennen, die schon fast ein ganz klein wenig ins Säuerliche gehen.

Das LandZüngle mit seinen 5,5 Prozent Alkohol ist extrem vollmundig. Das bereits erahnte Getreide ist auch im Geschmack deutlich zu finden, mit einem trockenen Mundgefühl und einer angemessenen Malzsüße. Hier lenken die schönen Hopfenaromen genau richtig ein, denn sie zeigen, dass sie da sind und geben dem Bier einen leicht herben Ansatz, aber sie lassen gleichzeitig dem Getreidearoma seinen Platz. So würde niemand auf die Idee kommen, das Bier als herb zu bezeichnen, aber das viele Malz hat einen starken Gegenspieler. Ein ganz kleines bisschen Säure ist nach wie vor im Spiel, sie bringt dem Bio-Bier eine gewisse Fruchtigkeit nach noch nicht reifer Honigmelone, nicht besonders süßem Steinobst und – Verzeihung – Korianderblättern (ich hoffe, dass ich den nicht nur rausschmecke, weil einen Meter von mir weg mein kleines Korianderfeld wächst).

Ist es süffig? Keine Ahnung, eher schon und irgendwie auch eher nicht. Es ist eher ein Wirtshaus- denn ein Biergarten-Bier. Es schmeckt überragend gut und rund, ist aber auch ganz schön schwer. Die Spritzigkeit von Hellem oder Pils geht ihm ab, dafür ist es aber auch viel aromatischer. Die Erfahrung im Selbstversuch zeigt, dass es nicht viele LandZüngle bedarf, damit der nächste Tag nicht so schön wird. Darum ist das alles vielleicht ganz gut so.

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