21:46 Uhr – Ich denke, dass diese Flasche eine der berühmtesten Bierflaschen der Welt ist: Die Reihe der Delirium-Biere der Huyghe Brauerei aus dem belgischen Melle steckt in Flaschen, die aussehen, als ob sie aus hellem Stein wären. Ich glaube zwar, dass es nur lackiertes Glas ist, aber das wird sich vielleicht gleich beim Öffnen der Flasche zeigen. Markenzeichen der Reihe ist, neben der auffälligen Flasche, der rosarote Elefant auf dem Etikett. Viel kleiner sind auch ein aufrecht gehendes grünes Krokodil und ein anderes, etwas undefinierbares Geschöpf zu sehen. Vielleicht ein roter Krake, der auf einem gelben Ball balanciert? Erste Anzeichen des Deliriums?
Die Sorte, die ich heute verkoste, ist die hellblaue. Das Delirium Tremens, ein blondes Starkbier mit 8,5 Prozent Alkohol. Das Delirium Tremens ist, medizinisch gesehen, übrigens das starke Zittern bei Alkoholentzug, einhergehend mit Störungen der Wahrnehmung und des Bewusstseins. Es kann tödlich sein. Und dieses Hintergrundwissen macht das Bier natürlich gleich noch ein bisschen spannender.
Goldgelb und mit einer ganz leichten Trübung füllt das belgisches Starkbier das passende Verkostungsglas. Das ist am Grund aufgeraut, sodass von dort Die Kohlensäure extra wild aufsteigt. Die feste, extrem feine Schaumschicht hält sich sehr gut, sie haftet herrlich am Glas und hat kaum Lufteinschlüsse.
Ein intensiver Geruch nach hellem, feuchtem Getreide, Nelken, weichen orientalischen Gewürzen, gelben Blumen und einem Hauch von Alkohol macht richtig Lust auf dieses Bier. An dieser Stelle sei euch die Frage nach Glas oder Stein beantwortet: Unter dem Kronkorken kommt eindeutig keine dunkelgrüne Glasflasche zum Vorschein.
Für seinen hohen Alkoholgehalt wirkt der erste Schluck ziemlich leicht, auch dank der vielen Kohlensäure. Das Mundgefühl ist eher etwas härter, kantiger. Dazu trägt auch eine würzige Bittere und ein nicht zu leugnender Alkoholgeschmack bei. Im zweiten Eindruck kommen wieder die orientalischen Gewürze, etwas Hefe mit Bananenaromen, weicher Apfel, die Herbe von Gartenkräutern.
Für meinen Geschmack ist der Alkohol wirklich etwas zu dominant, er überlagert mit der Zeit das zunächst eigentlich sehr leckere Bier. Er drängt auch das Aroma von frischer Brotkruste weit nach hinten, das ich sonst sehr schön fände. Der Abgang ist etwas herb, Apfel geht Hand in Hand mit den Kräutern. Der Nachgang ist extrem trocken, die Herbe klingt richtig lange nach.