Zum Inhalt springen

Gesüßter rosaroter Elefant

20:30 Uhr – Wenn ich die Zutatenliste lese, will ich das Bier eigentlich gar nicht unbedingt trinken: Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen, Hefe – und jetzt geht’s los – Kirschsaftkonzentrat, Holundersaftkonzentrat, Zucker, Aroma und Süßungsmittel. Darf Bier das? Eher nicht, aber offensichtlich ja. Denn die belgische Brauerei Huyghe ist ja nicht irgendwer: Die Flaschen mit dem süßen Elefanten sind weltberühmt. Heute habe ich die rosarote Version von Delirium vor mir, das Delirium Red, ein Strong Fruit Beer, auf dessen Flasche natürlich auch der Elefant rosarot ist. Genauso wie das glänzende Etikett und die glänzende Metallfolie um Hals und Kronkorken. Fast hätte ich bei allem Glitzer vergessen zu erwähnen, dass natürlich auch diese Flasche komplett hellgrau lackiert ist.

Ein Kirschbier aus Belgien also – die sind in der Regel ja auf der Basis von Sauerbier gebraut. Bei diesem hier – es hat 8% Alkohol – bin ich mir da nicht so sicher.

Im Glas ist von Rosarot keine Spur mehr. Lediglich der cremige Schaum weist eine Mischung aus Hellbraun, Grau und Rosa auf. Das Bier selbst ist sehr dunkel, mit dem leichten Rotschimmer könnte man es als dunkelviolett bezeichnen. Es geht aber schon auch streng in Richtung Schwarz – so schwarz, wie richtig dunkle Kirschen. Dabei ist das Delirium sehr trüb und absolut lichtundurchlässig.

Im Geruch ist der Kirschsaft dann sofort voll da. Das sehr süße, etwas künstlich wirkende Kirscharoma lässt noch Raum für eine alkoholisch-etherische Schärfe, aber danach kommt lange nichts mehr. Von Bier keine Spur.

Der Antrunk ist fruchtig und prickelnd, und – zum Glück – nicht so süß wie befürchtet. Die Kirsche ist da, dazu nun auch eine Spur von dunkleren Malzen. Weil sich aber auch eine fruchtige bis säuerliche Herbe entwickelt, bemerke ich nach und nach mehr Holunderbeeren. Die nehmen dem Starkbier etwas die Kitschigkeit, was ihm sehr gut tut.

Für die Menge Alkohol ist das Delirium Red wirklich gefährlich süffig. Erst im Abgang kriegt die Herbe einen leicht alkoholischen Touch, aber alles sehr im Rahmen. Im Nachgeschmack wird dieser noch kurz etwas stärker, vor sich die trockene Herbe von Kirschwein an den Gaumen heftet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert