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Hochwasser-Tripel

21:18 Uhr – Dieses Bier braucht schon vor dem Öffnen etwas Recherche, denn ein Trappistenbier aus Deutschland – das kann eigentlich gar nicht sein. Schließlich gibt es in Deutschland kein einziges Kloster mehr, in dem noch Trappistenmönche leben. Und für ein Trappistenbier braucht es nun mal Trappistenmönche am Braukessel. Ein Zusatz auf der Flasche verrät schon, auf was es hinausläuft: Gebraut nach Originalrezept der Trappistenabtei Mariawald. Das Kloster gibt es noch, und bis 2017 waren dort tatsächlich auch noch Trappistenmönche zuhause, dann wurde das Kloster aufgelöst. Gebraut wird dort aber noch bzw. nach kurzer Unterbrechung wieder. Lassen wir das Trappistenbier also mal gelten.

Es handelt sich um ein Tripel mit 9% Alkohol. Und seine Geschichte ist wirklich toll: 2021 sollte in der Klosterbrauerei eine neue Sorte an den Start gehen, eben das Tripel. Der Probesud dafür wurde allerdings in der benachbarten Gemünder Brauerei gebraut, da die klostereigene Brauerei gerade umgebaut wurde. Dann kam im Spätsommer das verheerende Hochwasser, auch die Eifel war betroffen. Erstmal war alles andere wichtiger als Bier. Der Tank hat aber unbeschädigt überlebt und das neue Bier eine ungeplante, außergewöhnlich lange Reifezeit bekommen: Ein ganzes halbes Jahr durfte das Nemus Mariae ruhen.

Auf dem golden umrandeten Etikett ist oben das Klostergebäude zu sehen, darunter steht groß und kunstvoll der Name des Bieres. Vor allem das rote M fällt hier sehr auf. In dunklem Bernstein füllt das Starkbier matt und trüb das Verkostungsglas. Die Schaumschicht ist dünn, aber beständig. Der feinporige Schaum hat eine cremige Konsistenz und ist hellbraun.

Der süßliche Duft dringt schon aus der Ferne in die Nase: Angegorene Äpfel und Birnen, süße Pflaumen, weiße Trauben und etwas überreife Banane. Die weiche Birne ist das Eindringlichste, und obwohl sich das jetzt alles nach schwerer, träger Süße anhört, hat der Geruch durchaus etwas Frisches.

Im Antrunk ist die Süße zunächst kaum zu finden, weil eine breite Herbe und ein doch spürbarer Alkoholgeschmack viel Platz einnehmen. Kein Wunder, bei 9 Prozent. Erst nach einer Weile baut der heftige Malzkörper auch die eigentlich typische und erwartbare Süße auf. Auch Apfel und Birne sind wieder dabei, nun aber nicht mehr überreif oder gar vergoren, sondern in frischem, knackigem Zustand.

Dank der fruchtigen Noten, die von der Trappistenhefe stammen dürften, und der reichlichen Kohlensäure ist hier auf jeden Fall ein Tripel nach belgischem Vorbild entstanden. Im Abgang nimmt die Bittere etwas zu, ein paar Zitrusschalen mischen sich jetzt noch ein. Im Nachgeschmack verstärkt sich die Bittere für ein paar Sekunden sogar noch, dann bleibt ein intensiver Geschmack von Apfelschalen, Alkohol und Mandeln zurück. Die Zunge fühlt sich fast ein bisschen taub an, da tut wohl der Alkohol auch das seine.

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