17:10 Uhr – Im echten Leben predige ich immer gerne, was Berliner Weisse für ein tolles Sommerbier sei. Höchste Zeit, das auch mal an dieser Stelle im Internet zu tun. Dazu nehme ich die Budike Weisse der Brauerei Lemke Berlin her, eine echte Berliner Weisse, die mit Milchsäurebakterien und Brettanomyces Hefe gebraut wird. Benannt ist sie nach den Budiken, den Buden oder Kiosken, an denen früher in Berlin Bier ausgeschenkt wurde. Zum Thema „Früher“ passt auch das in Blau und Neongelb leuchtende Etikett: Es zeigt ein Paar am Spreeufer, er mit Sonnenhut und gestreiftem, ärmellosen Oberteil, sie im langen Badeanzug (oder Sommerkleid?), vor sich eine schöne Schale mit Berliner Weisse.
An einer solchen Schale mangelt es mir, aber ein schöner Pokal für belgisches Bier wird es auch tun. Und in dem ist mal richtig Leben drin! Die dünne Schaumschicht verschwindet zwar extrem schnell, an der Oberfläche prickelt und spritzt (beinahe) die viele Kohlensäure. Das Bier selbst ist milchig-trüb und dunkel strohgelb.
Im Duft sticht die Säure mit dem typischen Brettanomyces Geschmack sehr heraus, aber auch die Milchsäure meint man zu erahnen. Dazu kommt ein intensiver, sehr frischer Zitronengeruch.
Der erste Schluck des 3,5 Prozent leichten Bieres ist schon ziemlich sauer, die Zitrone mit all ihrer Fruchtigkeit und all ihrer Säure ist sofort voll da. Nach wie vor ist die Budike Weisse extrem spritzig und prickelnd, entsprechend auch sehr süffig. Trotzdem hat sie noch einen stabilen Körper, zudem das Weizenmalz das seine dazu tut, aber auch die Milchsäurebakterien scheinen dem Bier eine leichte Cremigkeit zu verleihen.
Vor allem im Abgang zeigen sich die animalischen Noten der Hefe, zusammen mit einer fast stechenden Säure. Der Mund wird im Nachgang sehr trocken mit klassischem Hefe-Nachgeschmack und ganz viel Zitrone. Ich bleibe dabei: Geniales Sommerbier, auch, oder vor allem, in der Version ohne Sirup oder Früchte!