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Feinstes Zuckerwasser

20:34 Uhr – Heute tauchen wir mal wieder ein bisschen ein in die spannende Welt der belgischen Bierstile und schauen und das Faro an, das Testexemplar kommt von der Brauerei Boon aus Lembeek. Für ein Faro werden verschiedene Lambic-Biere, also spontanvergorene Sauerbiere, dabei auf jeden Fall ein eher leichtes Meertsbier, verschnitten und anschließend in der Flasche mit Kandiszucker nachvergoren. Die Version von Boon hat 5% Alkohol, die Viertelliterflasche ist grün etikettiert, über dem Schriftzug sind schöne Hopfendolden samt Blattwerk zu sehen.

Das Faro ist rostrot und wartet mit zwei optischen Besonderheiten auf: Es hat quasi keinen Schaum, nur eine dünne, weiße Blasenschicht. Außerdem ist es, trotz Flaschengärung, so gut wie klar. Trotz des fehlenden Schaumes scheint es nicht lack zu sein, denn es sind jede Menge große Kohlensäurebläschen zu erkennen.

Der leicht animalische Geruch verrät schon aus der Ferne, dass hier ein Glas Sauerbier auf dem Balkontisch steht. Ein leichter Sud aus nordischen Kräutern, dazu etwas Nelke und Traube sowie Banane, außerdem klare Fassaromen. Man darf wohl davon ausgehen, dass die verschiedenen Lambics vor dem Verschnitt in Holzfässern gelagert waren.

Der erste Schluck ist wahnsinnig süß, das hatte ich so nicht erwartet. Der Geschmack von braunem Kandiszucker ist voll präsent, und das ist ja bekanntlich ein sehr feiner, süßer Geschmack. Neben der Süße zeigen sich wieder würzige Kräuteraromen, die Kombination erinnert mich interessanterweise an diese Bio-Colas. Aber die Eberraute geht ja geschmacklich auch in die Richtung, das scheint also durchaus ein natürliches Aroma zu sein. Könnte auch stark gesüßter, dicker und kalter Kräutertee sein.

Der säuerliche Geschmack, der an Wein oder Sekt erinnert, ist die ganze Zeit da, wird aber von der Süße so unterdrückt, dass er gar nicht mehr sauer ist. Genau das ist faszinierend, die sauren Aromen bleiben ohne eigentliche Säure. Hinten raus wird es etwas fruchtiger, eingelegte Beeren oder dunkle Trockenfrüchte zeigen sich. Der Abgang bleibt süß, erinnert jetzt an Honig. Im Nachgeschmack geht es wieder etwas mehr in Richtung süßem Wein mit ganz minimaler Herbe auf der Zunge. Ein toller neuer Bierstil, den ich da heute kennenlernen durfte!

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