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Gehopfter Porter

19:44 Uhr – Mich beschäftigt schon lange die Frage, wie es wohl wäre, ein richtig schön schweres, malzaromatisches, pechschwarzes Bier zu brauen und das dann mit richtig viel intensivem, fruchtigem Hopfen zu versehen. Tja, was soll ich sagen, das hat wohl schon jemand vor mir ausprobiert, denn das gibt’s wohl schon: Das Captain Blaubeer der Mashsee Brauerei ist ein Baltic Porter mit der Kalthopfung eines IPAs, und zwar mit der Hopfensorte Comet, die für ihre Heidelbeeraromen bekannt ist. Von dieser Brauerei aus Hannover habe ich schon mal ein Lebkuchen-Bier getrunken (das ich hier nicht besprochen habe), scheint also ein recht experimentierfreudiger Laden zu sein. Ich bin sehr gespannt.

Auf dem Etikett sieht man eine gemalte, sehr große und dunkelblaue Heidelbeere. Man könnte in die Frucht auch einen alten Lederfußball, einen Knopf oder ein Zahnrad reininterpretieren, aber mir leuchtet gerade nicht ein, warum ich das tun sollte. Die Schrift ist dann ein ganz klarer Verweis zu Käpt’n Blaubär. Und dann könnte man in der Heidelbeere plötzlich auch die Frontansicht eines blauen Bären sehen. Aber lassen wir die Kunst bleiben, widmen wir uns dem Wesentlichen.

Im Glas ist das Captain Blaubeer sehr, sehr dunkelbraun, fast schon ganz schwarz, mit dem matten Schimmer von poliertem Edelholz. Bedeckt ist es mit einer Schicht von cremefarbenem Schaum. In die Nase gelangen markante Röstaromen, ein bisschen trockenes Zedernholz und ein bisschen Erdigkeit. Soweit sieht alles nach einem soliden Porter aus. Wenn man möchte – und man möchte auf jeden Fall – lässt sich die Spur einer fruchtigen Säure erkennen, die schon an Heidelbeeren erinnern könnte. Das riecht ganz angenehm, trotz der Intensivität doch sehr mild und aromatisch-leicht. Ich bin immer noch gespannt.

Und wow, tatsächlich, da ist die blaue Beere: Direkt beim ersten Schluck kitzelt sie sofort kurz süßlich an der Zungenspitze, dann taucht sie beim Schlucken wieder weiter hinten im Rachen auf. Auch im Nachgeschmack legt sie sich nochmal als schwacher Film auf die Zunge. Das ist jetzt kein Beerencocktail, aber ich bin doch recht angetan, dass man die Beere zweifelsfrei rausschmecken kann. Zwischen den Beerenphasen ist das Captain Blaubeer natürlich ein Baltic Porter, das ist eindeutig. Starke Röstaromen bis hin zu Kaffee und Schokolade, dazu eine markante Herbe, die keine süßen Malztöne aufkommen lässt. In der Kombination erinnert mich das einmal mehr an Traube-Nuss-Schokolade, auf die ich jetzt auch sehr viel Lust hätte.

Ein tolles dunkles Bier mit dem Beeren-Touch als Special-Effect. Ich muss das nicht jeden Tag haben, aber so ein Glas davon ist doch ganz angenehm. Und mich fasziniert heben, dass die Kombination der Bierstile aufgegangen ist. Vielleicht mache ich das bald mal nach.

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