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Geräucherter Jungbrunnen

16:52 Uhr – Ein Mitbringsel aus Bamberg an mich selbst ist das Aecht Schlenkerla Rauchbier Kräusen der Brauerei Heller. Das Schlenkerla Märzen ist ja der Inbegriff für fränkisches Rauchbier – und auch das mit Abstand rauchigste, das ich bisher probiert habe. Hier steht allerdings eben nicht das bekannte Märzen vor mir, sondern das Kräusen. Das ist, wenn ich das richtig verstehe, ein ganz ohne Rauchmalz gebrautes, unfiltriertes Lagerbier, das kurz vor dem Ausschank (oder dem Abfüllen) mit etwas Rauchbier aufgekräust wird. Kräusen sind der weiße, üppige Schaum, der während der Gärung von ganz jungem Bier entsteht. Man packt also diesen Schaum von jungem Rauchbier Märzen in gereiftes Lagerbier und macht es dadurch wieder etwas spritziger. Und das Ergebnis steht jetzt hier bei mir.

Im Etikett überwiegen dunkle Gelbtöne und cremige Orangetöne. Es soll ein sehr altes, vergilbtes Papier nachempfunden werden, das schon von der Flasche abgeht. Ebenso ist das aufgedruckte rote Siegel unten rechts einem Wachssiegel nachempfunden. Hinter dem in alten Lettern groß geschriebenen Namen des Bieres sind verschiedene Bierfässer zu sehen und ein Herr, der daran herumwerkelt. Ich kombiniere mal, dass der gerade am Aufkräusen ist. Noch deutlicher wird dieser Vorgang auf dem Halsetikett, wo man deutlich sieht, wie Bier aus einem kleinen Eimer in ein großes Fass geschüttet wird.

Ein üppiger Berg von grobem, weißem Schaum füllt das Bierglas fast zu einem Drittel und ragt oben aus diesem heraus. Darunter strahlt ein leicht trübes, bernsteinfarbenes Bier heraus. Das sieht wirklich fast aus, wie richtiger Bernstein! Die Kohlensäure sprudelt in einzelnen Fäden nach oben.

Der Geruch wird von erkaltetem Rauch dominiert, mich erinnert das vor allem an geräucherten Käse. Daneben haben aber auch die süßen Getreidearomen von hellem Lagerbier und eine leichte Säure noch ihren Platz.

Der Antrunk ist vollmundig und weich – und vor allem rauchfrei. Recht süße Malznoten und wenig Kohlensäure sorgen für den Eindruck eines süffigen, fränkischen Kellerbieres. Nach kürzester Zeit entfaltet sich dann aber eben doch das Rauchbier: Der Geschmack von leicht angekohltem Holz oder Grillgut legt sich in den Mund. Zusammen mit der Malzigkeit fügt sich das zu einem schönen Geschmackserlebnis, das mich an die karamellisierte Zuckerkruste von Creme Brulée denken lässt.

Im Abgang macht eine krautige Hopfenerbe die Geschmacksvielfalt komplett. Mit einem Hauch von Weinessig verabschiedet sich das Schlenkerla in den Rachen und hinterlässt eine leicht brändelige Spur. Der Nachgeschmack ist trocken herb und wieder etwas angekohlt. Wenn man am Schluss von Grillen dann doch noch das verbrannte Stück Wurst isst, das man eigentlich zur Seite gelegt hatte – so fühlt sich das an.

Es ist ein Rauchbier, ja. Und noch nicht mal ein besonders dezentes. Für komplette Neueinsteiger in diese Welt würde ich eher noch weniger rauchige Biere empfehlen, die man in und um Bamberg finden kann. Als Vorstufe zu den richtigen Krachern der Brauerei Heller ist das Kräusen mit seinem 4,5 Prozent Alkohol aber eine gute Idee.

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