18:41 Uhr – Bei der Hochzeit von Sina und Basti vor vier Wochen war ich nicht nur Trauzeuge, sondern auch für rund 15 Liter selbst gebrautes Hochzeitsbier verantwortlich. Das habe ich zusammen mit dem Brautpaar im Juni auf deren Balkon in Ulm gebraut. Ich habe die Malz- und Hefebasis für ein Pale Ale gelegt, die beiden duften die Hopfensorten aussuchen. Sie haben sich für Simcoe und T’n’T entschieden. Die Marschrichtung war also ein klassisches, fruchtiges Pale Ale – gebraut mit zwei Hopfen, die beide ganz schön viel Herbe ins Spiel bringen können.
Das Etikett ist an das florale Design der Hochzeitseinladung angelehnt: Umrahmt von viel grünem Blattwerk und vereinzelten Kleeblüten steht auf weißem Grund in dunkelgrüner Schrift das Wort „Bierchen“. Darüber küssen sich zwei Bienen im Flug, zwischen ihnen steigt ein rotes Herz auf. Damit sind natürlich nur ein paar wenige Flaschen etikettiert, die ich vor der Hochzeit abgezwackt hab. Den Großteil des 6,2 Prozent starken Hochzeitsbieres haben wir bei der Feier nachmittags direkt aus dem Fass gezapft. Und zwar am Stück: Die 15 Liter waren weg, ohne dass ich mich einmal vom Zapfhahn entfernt hätte.
Im Glas ist das Bierchen dunkelgold und matt, durch die feine Trübe steigt lebendige Kohlensäure auf, die für eine feine weiße Schaumkrone sorgt. Heraus dringt ein intensiver Hopfenduft mit fruchtigen Aromen von Melone, schwarzen Johannisbeeren, Birne, Maracuja und Ananas.
Der Antrunk ist ziemlich herb und trocken. Säuerliche, tropische Früchte umspülen die Zunge, die auch Stachelbeeren erkennt. Später nimmt die Süße etwas zu, die nachlassende Herbe gibt Aromen von Mango frei. Auch wenn sich das nicht besonders fein anhört, muss man eine gewisse Muffigkeit attestieren. In seiner Vollmundigkeit fügt sich der doch relativ hohe Alkoholgehalt gut ein. Der Nachgeschmack ist brotig und von Hefe gezeichnet, vor allem aber wieder ordentlich bitter.
Eine doch recht bittere Version eines Pale Ales haben wir da kreiert, das wird vermutlich nicht allen auf der Hochzeit so richtig gut gemundet haben. Gerade mittags an einem unglaublich warmen Augusttag. Trotzdem hat der Hopfen auch die gewünschten fruchtigen Aromen ins Bier gebracht, man kann also keinesfalls klagen.