20:13 Uhr – „Jeder Schluck a wahre Freid!“ – wenn das schon auf dem Etikett steht, kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen. Dann werden wir halt mal schauen, ob das auch passt, beim Posthalter Spezialität, einem Export der Brauerei Mittenwald. Mittenwald liegt in Oberbayern, in der Nähe von Garmisch-Patenkirchen und direkt an der Grenze zu Österreich. Spannend finde ich die Erklärung auf dem Rückenetikett, warum das Bier so heißt, wie es heißt: In der Region seien auch heute noch die „Hausnamen“ von Familien gebräuchlich. So kommt es, dass die Brauereiinhaberfamilie, die eigentlich Neuner heißt, irgendwie halt doch Posthalter heißt. So richtig steig ich da nicht durch, aber es hört sich sehr nach hinterwäldlerischer Romantik an.
Vorne auf dem Etikett ist ein Schwarzweißfoto zu sehen, das acht Männer in bayerischen Tracht zeigt, die vor oder in einem Wirtshaus sitzen und fleißig Bier aus steinernen Krügen trinken. Einige tragen Hüte, andere rauchen, einer spielt Geige. Man darf gespannt sein, was sich hinter diesem – in meinen Augen nicht sonderlich attraktiven – Erscheinungsbild verbirgt.
Optisch gefällt das Bier in einem tadellosen, klaren Goldgelb und mit einer weichen, sich auftürmenden weißen Schaumkrone. Die Kohlensäure steigt in sichtbaren Blasen durch das Glas nach oben. Der Geruch ist überraschend hopfig, eine schöne Frische von hellen Blumen, Bergkräutern und etwas Frucht.
Dem Antrunk fehlt es etwas an Spritzigkeit, die ersten Geschmackseindrücke sind darum eher etwas schwerere, nach Getreide und einem guten Löffel süßem Honig. Diese Honignote, die mir ganz gut gefällt, dominiert weiterhin, darüber hinaus kommt erstmal nicht viel.
Weil das Bier doch recht lahm ist, haben es dir frischen Hopfenaromen sehr schwer. Das ist ein bisschen schade, denn der Geruch war wirklich vielversprechend. Dennoch ist natürlich zu erwähnen, dass der Malzkörper durch eine angenehme Hopfenherbe und krautige Aromen sowie etwas Stroh ausgeglichen wird. Solide ist das allemal.
Im Abgang kündigt sich kurz eine unangenehme Bittere an, die dann aber wieder vom Honiggeschmack überlagert wird. Der Nachgeschmack bleibt kurz und zeigt vor allem helles Malz.