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Original Allgäuer Braunvieh

14:11 Uhr – Es war irgendwann im letzten Winter, als mein lieber Freund Kratte angekündigt hat, sich eine Kuh kaufen zu wollen. Ich fand das eine verrückte Idee und habe versprochen, für die Kuh ein Bier zu brauen, falls er das wirklich durchzieht. Nun, was soll ich sagen? Das Jungrind, hier sagt man Schumpen, heißt Della und hier ist das Bier.

Hinter der Geschichte steckt aber ein hehres Ziel: Della ist ein Original Allgäuer Braunvieh, eine Rinderrasse, die vom Aussterben bedroht ist. Sie soll also zum Erhalt dieser heimischen Art beitragen. Das unterstützt man doch gerne mit einem Bier. Um mich getränketechnisch dem Braunvieh anzunähern, habe ich ein braunes Bier eingebraut, verwendet habe ich zudem richtig viel Hopfen aus dem Garten des Rinderhalters. Die grasige Herbe, die er ins Bier bringt, soll an die Allgäuer Wiesen erinnern. Außerdem ist das Bier mit Milchzucker gesüßt, um a) nochmal das Thema Kuh aufzugreifen und b) die Bittere etwas auszugleichen.

Das Etikett soll einen gewissen Allgäuer Cowboy-Livestyle mit viel Holz und Wild-West-Schrift aufgreifen. Auf jeder Flasche klebt zudem ein kleiner Streifen hellbraunes Kuhfell. Ein Bier, das man streicheln kann.

In dunklem, cremigen und absolut undurchsichtigen Braun liegt das Bier im Glas. Im Gegenlicht schimmern schwache Kastanien- und Kupfertöne durch. Große Kohlensäurebläschen steigen auf und sorgen für eine grobporige, dunkelweiße Schaumschicht.

In die Nase gelangt ein stark süßer Duft, der an gezuckertes Lakritz oder eine natürliche Heu-Limonade erinnert. Dazu passt auch die leichte Blumigkeit von frischen Wiesenblumen. Doch der Geruch ist auch schwer, nach Holz, trockenem Leder und leicht alkoholisch.

Der Antrunk steht im krassen Kontrast zu den entdeckten lieblichen Düften: Mit voller Breitseite knallt eine extreme Hopfenbittere in den Mund, dort zieht sich alles sofort zusammen, die Adstringenz hinterlässt ein trockenes, pelziges bis raues Mundgefühl. Die Bittere klingt lange nach.

Ganz vorne an der Zungenspitze lässt sich etwas Süße erahnen, weiter hinten dominieren die bitteren Töne von frischem Gras, herben Kräutern und Holz. Dass dieses Bier nur 4,6 Prozent Alkohol hat, ist kaum zu glauben, da es einen doch recht schweren Körper hat. Trotzdem ist es ziemlich spritzig. Nachdem sich die Geschmacksknospen etwas an die Herbe gewöhnt haben, kommen Aromen von Süßholz, Lakritze und sehr zuckerarmen Trockenfrüchten zum Vorschein.

Der Abgang ist sandig bis erdig, aber auch weich. Der Nachgeschmack ist langanhaltend und bitter, der Gaumen und die Backeninnenseiten trocknen komplett aus, während sich auf der Zunge Speichel sammelt und auf den nächsten Herbeschub wartet.

Bilder von Della gibt es übrigens hier zu bestaunen.

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