20:58 Uhr – Heute wird das Ergebnis eines meiner langwierigsten Brauprojekte verkostet. Wenn nicht gar das bisher zeitintensivste. Anfang Dezember 2020, also für rund 13 Monaten, habe ich einen Weizendoppelbock eingebraut. Aus der Hälfte des Sudes ist der Hibernator geworden. Aus der anderen Hälfte habe ich einen Eisbock gemacht.
Dazu friert man das Bier komplett ein und taut es dann langsam wieder auf. Da Alkohol einen niedrigeren Gefrierpunkt als Wasser hat, schmilzt er zuerst. Dadurch lösen sich der flüssige Alkohol und die Aromen, vor das Wasser wieder flüssig wird. Dem Bier wird so Wasser entzogen, es wird dadurch stärker und intensiver. Mein Eisbock dürfte circa 12 Prozent Alkohol haben.
Anschließend habe ich das Bier noch einige Monate auf gehäckseltem Eichenfass gelagert.
Die Zwölf war dann auch mein Wegweiser, als ich nach einem Namen für das starke Bier gesucht habe. Beim Stöbern bin ich über die 12 Rauhnächte gestoßen, die zwischen Weihnachten und Dreikönig sind. Perfekt, denn genau zu dieser winterlichen Zeit (die in diesem Jahr gar nicht mal so winterlich ist) sollte das Bier ja Premiere feiern.
Die Flaschen haben über den Kronkorken noch einen hellblauen – eisblauen – Wachsbezug bekommen. Auf ein Etikett habe ich verzichtet. An einer fellartigen Schnur habe ich am Flaschenhals eine kleine Beschreibung befestigt.
Im Verkostungsglas ist der Eisbock bronzefarben und erinnert an Nussbaumholz. Was fast komplett fehlt ist Schaum, obwohl durchaus Kohlensäure sichtbar ist. In die Nase steigt ein schwerer, fruchtiger Duft nach Pflaumen, Zwetschgen und dank der Schwere auch nach Rumtopf. Hinzu kommt ein Hauch von reifer Banane, der daran erinnert, dass es sich um ein Weizenbier handelt.
Geschmacklich fällt zunächst Walnuss auf, auch die dunklen Steinfrüchte sind wieder da. Durch die intensive, schwere Süße denke ich auch an braunen Zucker. Die leichte Rauchigkeit dürfte wohl vom Holzfass kommen. Interessant ist, dass der Eisbock trotz seines hohen Alkoholgehaltes und der Schwere sich eine gewisse Leichtigkeit bewahrt hat.
Im Abgang gesellt sich ein etwas bitterer, herber Apfel dazu, außerdem überraschenderweise auch dezent Ananas und Zimt.
Einige Flaschen werden sicher noch in diesem Winter für innere Wärme sorgen. Ungefähr die Hälfte möchte ich aber aufheben und in den nächsten Jahren verkosten, um zu schauen, wie sich dieses Bier entwickelt.