17:18 Uhr – Was es nicht alles gibt: Wenn jemand die Wahnvorstellung hat, sein Leben sei eine Reality-Show, leidet er unter dem Truman-Syndrom. Diese psychische Störung ist nach dem Film „Die Truman Show“ mit Schauspieler Jim Carrey benannt. Und so heißt das Double Dryhopped Double IPA vom Atelier der Braukünste, das ich jetzt vor mir stehen habe. Truman Syndrome Zwo21, um genau zu sein.
Auf der Dose ist das Schwarzweißfoto einer jungen Frau in einer Art weißem, kurzärmligen Brautkleid zu sehen. Auffällig sind zwei Sachen: Ihre Stirn leuchtet grün. Und links und rechts ihres Kopfes trägt sie etwas sehr struppiges, was bis über die Schultern, nicht aber über den Kopf reicht. Es könnte ein ungepflegtes Fell sein, oder auch Flechten. Sehr, sehr rätselhaft.
Das trübe Bier leuchtet in saftigem Orange, der feine, feste und leicht gelbliche Schaum bedeckt es flächig. Ein Traum von einem Anblick, könnte so ohne Probleme in einer TV-Show auftreten. Am Fernsehgerät bliebe aber der intensive Duft verborgen, den das IPA verströmt. Hopfenherb mit einer Spur von Grapefruit und würzigen Kräutern.
Der erste Schluck ist vollmundig-weich, in diese Weichheit stößt eine intensive, etwas kantige Herbe. Die wenige Kohlensäure unterstreicht die Weichheit noch weiter. Zu einem Hauch von Alkoholgeschmack, das Bier hat 8,1 Prozent, gesellen sich überreife Mango und Maracuja. Also so richtig überreif, schon matschig und braun. Das ist leider nicht mein Lieblingsaroma, wobei es Jammern auf ganz hohem Hopfenniveau ist.
Im Abgang ist die Grapefruit mit leichter Säure und etwas Zitrusbittere wieder präsenter, aber noch immer weich eingebettet in einem dicken, stabilen Körper. So entwickelt sich kein bitteres Finale. Nach diesem kurzen Aufflackern legt sich ein bittersüßer Geschmack auf den Gaumen, der langsam Richtung Backeninnenseiten wandert und dort recht lange bleibt.