16:20 Uhr – Sonntagnachmittag, die Sonne scheint kräftig zum Wohnzimmerfenster rein und entfacht in mir einen unbändigen Weißbierdurst. Wie geschickt, dass ich in meinem Kühlschrank ein Staffelsee Gold edelgehopftes Spezial-Weißbier der Brauerei Karg aus Murnau am Staffelsee geparkt habe. Auch wenn die Brauerei neuerdings Experimente mit einem Hellen und sogar einem IPA macht, ist es doch eigentlich eine oberbayerische Weißbierbrauerei. Ich bin also guter Dinge, dass das ein leckerer Sonntagmittag wird.
Das Motiv auf dem Etikett stamm wohl von einem anderen, älteren Bier der Brauerei und wurde für das gehopfte Weißbier wieder belebt. Darauf zu sehen ist ein Menschlein mit mit Hut, das ein Knabe oder eine junge Dame sein könnte, das auf einem schwimmenden, mit blauem Band umwickelten, hölzernen Bierfass sitzt. In den Händen hält die Figur Bierkrug und Brezel. Darunter steht in gelber Schrift auf schwarzem Grund der Namen des Bieres.
Ein üppiger Hefeschleier zieht sich durch das dunkelgold glänzende Bier mit leichtem Orangestich von oben nach unten durchs Weizenglas. Oben drauf sitzt eine herrlich feine, schneeweiße Schaumkrone, die sehr fest ist und sich lange hält. Mal wieder ein Weizenbier aus dem Bilderbuch.
In der Nase landen zunächst ganz eindeutige Weizenbieraromen, Banane und etwas würzige Nelke. Sehr schnell wird aber schon beim Riechen klar, dass hier auch der Hopfen ein gehöriges Wörtchen mitredet: Erfrischende Zitrusnoten, ein bisschen Mandarine und der Anflug von grasigen Hopfenaromen zeigen sich.
Der Antrunk ist angenehm herb und erfrischend fruchtig mit dem Geschmack von dunklen Beeren, Mandarine und einem Hauch Mango. Erst in der zweiten Wahrnehmung kommen die geschmeidige, weiche Banane und der typische Hefegeschmack dazu. Der Mundgefühl ist überragend weich, fast schon cremig, die 5,8 Prozent stecken in einem vollen, aber spritzigen Körper.
Dieser zwar unaufdringliche und dezente, aber dennoch offensichtliche Früchtemix und süßer Banane und etwas säuerlichen, herben Beeren ist wirklich toll. Das Spezial-Weißbier läuft richtig gut und ich bin schon nach dem halben Glas traurig, dass es gleich leer ist.
Im Abgang beschert das Weißbier einen herben Schwung, in dem insbesondere die Mandarine oder vor allem ihre Schale wieder präsent sind. Im Nachgang dominieren die süßen, klassischen Töne von sehr reifer Banane zusammen mit würziger Nelke. Das Wasser läuft einem wirklich im Mund zusammen. Ein Weizen mit Wiederkaufspotenzial!