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Bockbier-Opening

21:21 Uhr – Ja gut, dann eröffnen wir halt mal die Bockbier-Saison, oder? Sehr gerne mache ich das mit meinem Lieblings-Bockbierstil, dem Weizenbock. Damit es gleich mal richtig losknallt in Sachen Bockbier und keine Langeweile aufkommt, habe ich mich für den Double Dryhopped Triple Weizenbock vom Atelier der Braukünste entschieden, der auf den Namen Wo ist die Euphorie? hört. Entstanden ist das 10,1 Prozent starke Bier in Zusammenarbeit mit der französischen Brasserie Popihn.

Die weiße Dose wird von einem Schwarzweißfoto geschmückt. Darauf ist ein nackter Mann zu sehen, der lediglich einen schwarzen Hut trägt. Die linke Hand hat er in die Hüfte gestemmt, die rechte liegt auf dem Hut. Der Mann hat die Augen geschlossen und scheint die von vorne kommende Sonne zu genießen. Umgeben ist er von hohem Gras und blattlosen Bäumen. Es sieht eher nach der kühlen Jahreszeit aus – Bockbierzeit eben. Und bei über zehn Prozent kann man dann schon mal nackig ins Unterholz stehen.

Das obergärige Starkbier enthält neben Weizen- und Gerstenmalz auch Hafermalz, die Hopfensorten sind Waimea, Sabro, Citra, Talus und Mandarina Bavaria. Man sollte Farben nicht mit Geschmäckern beschreiben, aber diese dickliche, trübe und dunkelgelbe Brühe erinnert einfach zu stark an Maracujasaft, um es nicht zu tun. Dafür, dass Weizenbock auf der Dose steht, macht die dünne und wenig ausdauernde Schaumschicht eine traurige Figur.

Ganz anders der intensiv-fruchtige Geruch: Maracuja ist tatsächlich vorne dabei, auch Mango, dazu süße Mandarinen und Orangen. Der Antrunk ist vollmundig und weich, auch hier sind wir wieder ganz nah an Fruchtsaft dran. Die bereits genannten Früchte werden allerdings von einer leichten Herbe ergänzt, die an Harz und Nadelgehölz erinnert. Die typischen Weizenaromen kann ich in diesem Weizenbock allerdings nicht finden.

Die Kombination der süßen Südfrüchte mit der waldigen Herbe führt zu einer leichten Säure hin, die wiederum an sanfte, rote Grapefruit erinnert. Gehüllt sind all diese Aromen in ein cremiges, weiches und kohlesäurearmes Bier. Eine Spur von Alkohol ist zu erkennen, die tatsächliche Stärke des Bieres lässt sich aber nicht erahnen.

Das ist absolut kein Bier, dass man schnell trinkt. Nach einer dreiviertel Stunde ist mein Glas immer noch halb voll. Nicht, dass es nicht schmecken würde, nein. Aber die 440 Milliliter sind für einen Trinker definitiv zu viel. Kein Euphoriebier. Um das halbe Glas nicht zu trinken, war das Bier aber auf jeden Fallzu teuer. Also konzentriere ich mich einfach nochmal auf den Geschmack. Es bleibt beim leicht säuerliche-bitteren, dicken Fruchtsaft. Nachdem sich der Gaumen zunächst an den Alkohol gewöhnt hat, wird dieser im Abgang und vor allem im lang anhaltenden Nachgeschmack nochmal richtig deutlich.

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