21:22 Uhr – Dass auf dem Flaschenhals ein Grabstein mit der Inschrift R.I.P. zu sehen ist, ist hoffentlich kein schlechtes Omen. Das Rest in Peace von Crew Republic aus Unterschleißheim ist ein Barley Wine mit ordentlichen 10,1 Prozent Alkohol. Wohl also ein guter Schlummertrunk (in Erwartung eines morgendlichen Erwachens). Das Etikett ist komplett in Schwarz und mattem Gold gehalten, das gibt ihm eine edle aber moderne Anmutung. Das Bier hatte ich bestimmt zwei Jahre im Keller – aber das macht einen Gerstenwein höchstens noch besser.
Rotbraun mit einem schönen orangenen Leuchten legt sich das starke Bier in den Verkostungsschwenker. Die schmale Schaumschicht ist gelblich und hält sich nur kurz. Die sehr feine Kohlensäure lässt sich gegen das Licht gut erkennen, ebenso einige freischwimmende Schwebstoffe.
Der eindringliche Duft zeigt getrocknete Pflaumen, Rosinen sowie Cashews, Haselnüsse und Walnüsse. Diese Noten sind von einer süßem, flüssigem Karamell hinterlegt. Ganz schön stark! Das ist mal wieder so ein Bier, bei dem man beim Riechen schon fast komplette Zufriedenheit erlangt.
Sehr weich fließt der erste Schluck auf die Zunge. Die Aromen sind allesamt nicht mehr so eindeutig und so intensiv wie in der Nase – dennoch ist das natürlich ein hocharomatisches Getränk. Die schweren Früchte und die Nüsse werden nun aber von einem zusätzlichen, trokenen Holzgeschmack etwas im Saum gehalten. Das gibt dem Rest in Peace Schlankheit und Eleganz.
Schon nach wenigen Schlücken fällt auf: Die Zunge wird langsam betäubt. Das anfängliche helle und flüssige Karamell wird immer fester und dunkler. Beim Ausatmen gelangt sogar eine Spur von schwarzem Pfeffer in die Nase. Insgesamt wird die Süße immer schwächer, liebliche Erdtöne mit dem Anklang von erster Hopfenherbe machen sich breit.
Im Abgang sind die Nüsse wieder präsenter, vor allem die Walnüsse. Dazu kommt nun eine deutliche, nasse und krautige Herbe. Auch der hohe Alkoholgehalt wird jetzt schmeckbar. Im Nachgeschmack legen sich eingelegte Pflaumen (oder Obstwasser?) neben die Nüsse, beides klingt richtig lange nach. Und zwar nicht nur innen an den Backen, am Gaumen und auf der Zunge, sondern auch tief im Rachen – und die Wärme geht bis runter in den Bauch.