17:57 Uhr – Rund vier Jahre lang stand auf dem Allgäuer Berg Grünten ein rund 2 Meter hoher Holzpenis, von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbeachtet. Angefangen hat das wohl als Maischerz. Richtig Bewegung kam aber in die Sache, als vor ungefähr einem Jahr, im November 2020, das Kulturdenkmal zuerst umgeworfen und dann gar zersägt wurde. Einem schnell herbeigeschafften Ersatzexemplar blühte das gleiche Schicksal. All diese Aufregung hat nicht nur zu einem Eintrag bei Google, internationalem Medienrummel und einem eigenen Fanshop geführt, sondern auch zu einem eigenen Bier: Das Grünten-Zipferl Rotbier von Berndardi Bräu aus Rettenberg.
Das Allgäuer Bier läuft klar und kupferrot aus der Bügelflasche ins Glas. Die hellbraune Schaumschicht ist zwar nur dünn, aber sie hält sich einigermaßen gut. Heraus kommt ein schwacher, malziger, brotig- bis nussiger Duft.
Die Nussigkeit setzt sich auch im Antrunk fort, der recht weich und spritzig ist, hinzu kommen herbe Aromen des Waldes. Tannennadeln, Baumrinde, trockenes Holz. Die Herbe übernimmt mehr und mehr das Kommando, ein Hauch von Zitrone führt schnell zu einer trockenen, grasigen Bitterkeit mit einem Überbleibsel von Zitronenschalen.
Auch der Abgang ist herb, die Zitrone macht aber wieder eher den heimischen Wäldern und Wiesen Platz. Der Nachgeschmack ist trocken und ebenfalls etwas bitter. Gut trinkbares Bier mit einem lustigen Marketing-Gag zu einem kurzen Medienhype im letzten Jahr. Nicht so außergewöhnlich wie die Geschichte, aber schon in Ordnung.