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Smoke on the Porter

20:10 Uhr – In meinem Paket von der Wacken Brauerei, das schon letzten November bei mir ankam und von dem ich an dieser Stelle ja schon zahlreiche Biere vorgestellt habe, befand sich auch ein besonders furchteinflössender Vertreter, das Surtr. Dass Surtr ein schwarzer Feuerriese ist, der als böser Gegenspieler der Götter letztendlich den Weltenbrand verursacht, ist schlimm genug. Dass das Bier allerdings ein Smoked Porter, also ein Schwarzbier mit Rauchgeschmack ist, macht mir fast noch mehr Angst.

Auf dem dunkelvioletten Etikett sieht der Riese gar nicht so böse aus, was vielleicht auch daran liegt, dass man seine wahre Größe auf dem kleinen Stück Papier nicht erkennen kann. Etwas einfältig sieht er da eher aus, der Bösewicht, wie er zwischen seiner Zottelfrisur und dem langen Zottelbart herausschielt. In der rechten Hand schwingt er, weit über seinem Kopf und seinem buckligen Rücken, ein weiß leuchtendes, großes Schwert. Ganz ehrlich: Diesen Typen hätten die Götter ja wohl irgendwie überlisten können.

Surtr ist nicht so pechschwarz, wie ich ihn erwartet hätte, sondern eher dunkelbraun mit einem leicht rötlichem Stich. Das geht eher in Richtung Kastanie oder dunkles Holz, denn in die totale Finsternis. Der leicht bräunliche Schaum bedeckt das Bier erst ganz schön, verschwindet aber bereits, während ich diese Zeilen schreibe.

Die Nase erkennt sofort, warum dieses Bier das das „Smoked“ im Namen trägt: Der süßliche Rauchgeruch ist nicht zu überriechen. Allerdings haben wir hier nicht den klassischen erkalteten und mit Flüssigkeit aufgegossenen Aschenbecher vor uns, sondern doch eher das Aroma von geräuchertem und recht nassem Schinken. Das ist eigentlich ganz angenehm und ja auch nach meinem Gusto – aber halt nicht zwangsläufig, wenn es um Bier geht. Meine Lust auf den erste Schluck des 6,2 Prozent starken Porters ist nicht gerade riesig.

Im allerersten Moment deutet sich an der Zungenspitze ein spritziges, recht unaufgeregtes Bier an. Offensichtlich sitzen dort nicht die Geschmackssensoren für Holz, Rauch, Grillkohle und Verbranntes. All das ist nämlich sofort im Mund präsent. Das Spannende ist aber tatsächlich, dass der Rauchgeschmack extrem intensiv ist, aber gar nicht so widerlich, wie man sich das vielleicht vorstellt. Dazu kommen nämlich zunächst übertönte holzige Aromen sowie Röstaromen, die an gesüßten Kaffee erinnern – und eine Spur von Lakritze. Diese leichte Zuckersüße wechselt sich auch ganz schön mit einer kurzen, säuerlichen Herbe ab.

Im Abgang zeigt sich endlich wieder der leicht süßlich geräucherte Schinken, was mich gerade überlegen lässt, wie gut wohl eine Melone zu diesem Bier passen würde. Im Nachgeschmack herrscht dann die bittere Trockenheit von starkem Kaffee. Ein echt spannendes Bier, das mir nicht wirklich gut schmeckt, aber mich irgendwie doch positiv überrascht hat.

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