21:35 Uhr – Die Flasche könnte ein Jäger unauffällige mit zur Arbeit nehmen: Dunkles, braunes Glas, waldgrünes Etikett mit dunkelbrauner Beschriftung. Nur das Brauereiloge von Vilser Bergbräu mit Gelb und Weiß würde etwas aus dem Dickicht schimmern. In der Flasche steckt das Tiroler Dunkel,
Das kupferrote Bier ist total klar und glänzt sehr, sehr edel. Das ist wirklich prächtig. So auch der gelbweiße, üppige Schaum, der allerdings nicht besonders lange stehen bleibt. Der erste Geruch, der mir in die Nase schießt, sind frische Waffeln mit Puderzucker. Das ist erstmal interessant, weil die eigentlich gar nicht zur Bierfarbe passen. Es könnte auch Pfannkuchenteig sein oder Kaiserschmarrn, was ja einen ganz schönen Bogen nach Österreich spannen würde. Tatsächlich, jetzt wo ich so in die Süßspeisen eintauche, ist auch ganz klar Vanille zu erkennen.
Der Antrunk des 5,2 Prozent schweren Dunkelbieres ist schön weich, eine angenehme Malzsüße mit ganz leichten Röstaromen umspielt die Zunge. Und schon bin ich wieder bei Kuchen, ein feiner, nicht zu süßer Tortenboden oder Rührkuchen. Mit einem Hauch von Nuss ergänzt und wiederum mit einer Spur von Vanille.
Seitens des Hopfens kommt in Sachen Herbe nicht viel, das würde in diesem Bier auch stören. Maximal ein bisschen ungeröstete Pinienkerne könnten vom Hopfen stammen, womöglich aber auch von der Hefe. Die Weichheit, die wohl dem Tiroler Bergwasser zu verdanken ist, in Kombination mit der weichen, sanften Süße, ist sehr toll – auch, weil sie so unaufdringlich ist
Weich ist auch der Abgang, in dem man Nuancen von dunklen Trockenfrüchten vermuten könnte. Im Nachgeschmack hallt nun doch eine gewisse Röstherbe nach. Sie ist weit weg von Kaffee, sondern eher nussig oder eben malzig. Wie lange dieser Geschmack an Gaumen und unter der Zunge haften bleibt, ist schier sensationell.