Zum Inhalt springen

Blühender Herbst

17:52 Uhr – „Erweckt den Frühling in dir“ – steht auf der Flasche Blümla Bayerisch Pale Ale von Meinel-Bräu aus Hofs. Könnte also genau das richtige für einen grauen, inzwischen schwarzen, Spätnovemberabend sein. Vielleicht bringt dieses Bier ja zumindest das Gefühl von Sonnenschein zurück in diese tristen Tage. Die ausgewählten Hopfensorten Mandarina Bavaria und Citra klingen schon mal vielversprechend.

Auch das Etikett macht direkt gute Laune. Auf weiß-marmoriertem Hintergrund wachsen in cremigem Grün zwei Hopfendolden, die im Verlauf immer bunter werden, ein einzelnes Teilblatt einer Dolde fällt sogar ab. Durch die bunten Farben erinnern die Dolden natürlich an Blumen, da hätte es den – ebenfalls bunt geschriebenen – Namen Blümla gar nicht mehr gebraucht. Das Bier ist auch tatsächlich ein Frühlingsbier und saisonal limitiert. Bei mir stand es jetzt halt ein bisschen länger, aber ich bin zuversichtlich, dass es noch gut ist. Da mir gesagt wurde, dass das Bier erst kürzlich zum Pale Ale wurde, vorher mit gleicher Rezeptur als hopfiges Weißbier verkauft wurde, gönne ich mir das Blümla aus nostalgischen Gründen aus dem Weizenglas.

Beim Öffnen der Flasche ist das Bier äußerst lebhaft. So lebhaft, dass das Glas sich erstmal fast ausschließlich mit Schaum füllt und das Einschenken unnötig in die Länge gezogen wird. Das ist besonders doof, weil das Blümla wirklich schöne Hopfenaromen von Grapefruit und Orange verströmt, dazu überraschenderweise ein Hauch von Zimt. Nun ist der halbe Liter endlich im Glas. Die weiße, fluffige und wilde Schaumkrone ist nach wie vor üppig, sie liegt über einem dunkelgoldenen, matten und – durch die viele Bewegung – gleichmäßig trübem Bier. Kann man in diesem Glas mit gutem Gewissen als Weizen durchgehen lassen.

Beim Antrunk sieht es dann schon etwas anders aus: Eine deutliche, grasige Herbe führt schon stark in Richtung Pale Ale. Dazu passen auch schön die ordentlich bitteren Zitrusaromen, zu Grapefruit und Orange kommt hier definitiv noch Zitrone dazu. Nach ein paar Schlücken schiebt sich die Fruchtigkeit dann endgültig vor die Grasigkeit, bei 5,5 Prozent Alkohol ein prickelndes, erfrischendes Bier mit starker Herbe. Was ich nicht ausmachen kann, sind typische Weißbieraromen: Keine Banane, keine Nelke, wenig Hefe. Lediglich der volle, weiche Körper verrät, dass auf jeden Fall nicht nur Gerstenmalz im Spiel sein kann.

Im Abgang fällt eine saftige Orange mit klarer Säure auf, ein Stück Schale hängt auch noch dran. So ergibt sich ein fruchtig-herbes Finale. Während die Frucht schnell verfliegt, klingt die Herbe – hier ist das Gras wieder da – noch länger säuerlich-bitter nach.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert