Zum Inhalt springen

Brasilianerin mit Fruchtfleisch

21:14 Uhr – Der Tag kühlt langsam ab, Zeit für mein allererstes Catharina Sour. Der brasilianische Bierstil entstand quasi auf dem Reißbrett: 2015 haben sich rund 20 Brauer zusammengetan, um einen eigenen, brasilianischen Bierstil zu entwickelt, 2018 waren sie am Ziel. Heraus kam ein im Fass gesäuertes Fruchtbier, nahe verwandt mit der Berliner Weissen. An dem vor mir stehenden Bier waren nebst der Cervejaria Dádiva aus Brasilien auch Totenhopfen aus Luxemburg, Blech.Brut aus Bamberg und das Atelier der Braukünste aus Alsfeld (Hessen) beteiligt.

Die weiße Dose ziert eine interessante Darstellung in Gelb, Rosa und Schwarz, bei der man nicht so genau weiß, ob man eine dunkelhaarige Frau von hinten oder zwei Männer mit Kurzhaarfrisur von der Seite sehen soll. Analyse durch Paralyse heißt das Bier, das mit Pfirsich, Aprikose und Mirabelle gebraut wurde. Ich bin total gespannt!

Schaum, Schaum Schaum! Beim Einschenken füllt ein hellorangener, feiner und cremiger Schaum das komplette Bierglas. Das wird eine Weile dauern, bis da was flüssiges und damit trinkbares da ist. Die Flüssigkeit ist extrem trüb und liegt farblich irgendwo zwischen hellem, leicht orangenem Lehm und Rostrot. Im Schaum sieht man deutlich die Überreste von pürierten Früchten. Die viele Kohlensäure kann man sogar hören.

Der Geruch ist die absolute Fruchtbombe und erinnert stark ein ein Fruchtmuss aus – klar – Aprikose, Pfirsich und Mirabellen. Dank einer leichten Säure wirkt das sehr, sehr sommerlich.

Das Bier selbst ist dann sogar noch einen Tick saurer – und erinnert natürlich nicht mal mehr im Entferntesten an Bier. Das ist ein sehr dickflüssiger, fruchtfleischreicher, säuerlicher Saft. In dem eben auch Gersten-, Weizen- und Hafermalz, Hopfen und Hefe Einzug erhalten haben. Faszinierend ist, wie eingesaut das Glas aussieht, wenn der Schaum weg ist. Es hängt wirklich total voll mit Fruchtfleisch.

Bei 5,5 Prozent Alkohol und trotz aller Dicke ist das Catharina Sour sehr erfrischend. Die Säure gleicht die Süße des Fruchtpürees aus (zumal die Hefe den Fruchtzucker verstoffwechselt haben dürfte), gleichzeitig dämmt die enorme Cremigkeit des Bieres die Säure ein. So lässt es sich sehr gut trinken.

Der Abgang ist ebenfalls cremig weich, die Säure kitzelt etwas am Gaumen. Dort hält sie sich auch im Nachgang ewig lange, zusammen mit den fruchtigen Aromen von Pfirsich, Mirabelle und Aprikose.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert