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Can’t you hear the Thunder?

17:51 Uhr – Für diesen Sommer habe ich mir mein eigenes Sommerbier gebraut. Ein leichtes, hopfenaromatisches und fruchtiges Getränk sollte es werden, so habe ich mich für den obergärigen Stil eines Session IPAs entschieden. Um noch einen kleinen roten Faden einzubauen, kamen zwei Hopfensorten aus Australien zum Einsatz (Galaxy und Vic Secret), dazu ausschließlich Bio-Gerstenmalz und ein minimaler Anteil an Roggenmalz.

Die Namensfindung war ein längeres Hin- und Her, ich wollte unbedingt Australien mit drin haben, schnell war ich auch beim Begriff „Down Under“ und dann beim gleichnamigen Lied von Men At Work aus dem Jahr 1982. Die Kurve vom Lied zum Bier war mir aber zunächst etwas zu weit, bis ich mir mal den Text des Songs genauer angeschaut habe und erfreut festgestellt habe, dass es da ja tatsächlich auch um Bier geht. Im Refrain geht es außerdem um den Donner, vor dem man lieber flüchten soll. Aus dem sich anbahnenden Gewitter habe ich dann eine kleine Biergeschichte fürs Etikett erfunden, um die Sache rund zu machen:

Die Sonne glüht erbarmungslos am wolkenfreien Himmel.
Du trinkst dieses leichte, fruchtige Bierchen. Hitzeflimmern.
Es wird langsam schwül. In der Ferne ziehen sich dunkle Wolken zusammen.

Auf deinem T-Shirt zeigen sich nasse Stellen.
Ein erfrischendes Bierchen. Die Gewitterwolken kommen schnell näher.
Dir rinnt der Schweiß über die Stirn. Du hast Lust auf ein Bier.
Ein erster Regentropfen prallt auf den trockenen Boden.
Weit weg ein lautes Donnern. Noch ein Durstlöscher.
Das Grollen jetzt ist direkt über dir. Wolkenbruch. Platschregen.
Du rennst unter den Dachvorsprung. Ein kühler Windstoß.
Ein letztes Bier.

Auf dem Etikett, dass die komplette Drittelliterflasche umhüllt, ist die Szenerie in den Minuten vor einem Gewitter zu sehen: Dunkle Wolken erobern schnell den kürzlich noch strahlend blauen Himmel, die Grashalme und der Baum bei einem Holzschuppen bewegen sich im plötzlich aufkommenden Wind. Die knallgelbe Schrift kündigt auch schon erste Blitze an.

In hellem Goldgelb und völlig klar glänzt das 3,3 Prozent leichte Bier in der Nachmittagssonne. Der weiße Schaum ist extrem feinporig und cremig und hält sich ausgezeichnet. Gespeist wird er von einer feinen Kohlensäure, die in geschwungenen Fäden nach oben zieht.

Ein erfrischender Geruch nach Limette, Zitrone und Maracuja gelangt in die Nase, aber auch grasige und waldige Noten, die daran erinnern, dass hier Hopfen und keine Früchte im Bier sind.

Im Antrunk sind die grasigen, kräuterartigen Bittertöne absolut dominant. Mit einer knackigen Herbe reibt das Session IPA an Gaumen und Zunge. Vor allem, weil das leichte Bier quasi keinen Malzkörper hat, sind die Bitternoten so massiv. Von den anfänglich erschnupperten Früchten ist nichts mehr zu finden, maximal die bittere Säure, die ein Biss in eine Zitronenschale hervorbringt.

Weil es leicht ist und prickelt, ist das, so glaube ich, tatsächlich ein ganz gutes Bier für den Sommer. Natürlich vor allem für Biertrinker, die mit einer gewissen Herbe umgehen können. Vielen dürfte das nach einem Gläschen genug des bitteren Vergnügens sein.

Auch der Abgang ist ebenfalls herb, dazu aber auch irgendwie holzig bis nussig trocken. Das führt wohl auch dazu, dass mich der Nachgeschmack leicht an nussigen, bitteren Rucola erinnert.

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