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Glühendes Zischen

21:31 Uhr – Als ich dieses Bier gekauft habe, hatte es seine aktuelle Auszeichnung noch gar nicht: Das Gault Millau Bier das Jahres 2021. Ich schreibe vom Granit Bock der österreichischen Brauerei Hofstetten, gelegen zwischen Passau und Linz. Die Besonderheit dieses Starkbieres mit 7,3 Prozent Alkohol ist zum einen die Gärung in Granitbottichen, vor allem aber, dass noch vor der Gärung glühende Granitsteine in die Würze gegeben werden. Dadurch karamellisiert ein Teils des Zuckers, was den Geschmack nachhaltig verändern soll. Über das Bier gibt es auch einen kurzen Film, den ich mir sofort im Kino anschauen würde:

Die langhalsige Drittelliterflasche ist mit einem eisblauen Etikett bestückt. Die rissige Struktur soll wohl einen Granit darstellen. Die vielen verschiedenen Schriftarten, die zum Teil kaum lesbar sind, mindern leider den optischen Wert der Flasche ebenso wie das unpassende, silbern reflektierende Viereck, in dem das Brauereilogo zu sehen ist.

In dunklem Kastanienbraun bettet sich das Bockbier unter einen cappuccinofarbenen, feinen Schaum mit großen Einschlüssen. Der Duft ist nicht allzu intensiv, zunächst kommen mir getrocknete Alpenkräuter in die Nase. Im Bett von dunkel geröstetem Malz findet sich eine Spur von trockenen Feigen und ein Hauch von nassem Leder.

Im Antrunk bemerke ich trockenen Kakao, Röstmalz und dunkles Karamell, alles umspült von einer voluminösen, cremigen Malzsüße. In die Süße passen auch eine Spur von Zwetschgen und eine ganz leichte, trockene Holzigkeit, die beinahe einen Hauch von Rauch mit sich bringt.

Im Abgang kommt eine leichte Herbe dazu, eine Kombination aus Röst- und Hopfenherbe. Auch alle anderen bisher genannten Aromen bleiben bis zum Ende präsent. Ein kleines bisschen blitzt der Alkohol hervor, aber er wird vom massigen Körper sofort wieder weggespült. Im Nachgeschmack habe ich vor allem den trockenen Kakao, allerdings schön angefeuchtet vom zusammenlaufenden Speichel.

Das Bier ist nicht schlecht, aber ich bin natürlich auch mit enormen Erwartungen rangegangen. Darum bin ich jetzt nicht komplett aus dem Häuschen. Die zweite Flasche, die ich noch habe, werde ich mal irgendwo nach ganz hinten im Bierkeller stellen und in ein paar Jahren trinken.

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