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Lob ohne Blumen

19:13 Uhr – Inzwischen habe ich das Konzept von Markus Klier entschlüsselt: Jedes Bier abseits des normalen Sortiments heißt Ehrlicher Schwarzsud. Obwohl diese Sondersude in den bisher wenigsten Fällen dunkel oder schwarz waren und obwohl man davon ausgehen muss, dass beim Zoll alles ordentlich angemeldet ist. Ehrliche Biere sind es aber bestimmt. So auch die aktuelle Auflage, ein heller Bock mit Holunderblüten. Weil er mit dem Brauen etwas spät dran war, musste der Chef der Biermanufaktur Ettensberg laut eigener Aussage ein ganzes Stück weit hoch in die Berge, um noch brauchbare Holunderblüten zu finden.

Mit einer dunklen Bernsteinfarbe ist das Klier Bier für einen hellen Bock schon recht dunkel. Ein sehr cremiger, dunkelweißer Schaum legt sich auf das trübe aber glänzende Bier, in dem sichtbare Kohlensäure ein prickelndes Trinkerlebnis verspricht. In der Nase landet zunächst ein schwerer Geruch von dunklerem Malz und Steinofenbrot, ja, sogar leichte Röstaromen. Eine ganz dezente Süße ist wahrzunehmen, mit etwas Fantasie sogar eine leichte Blumigkeit. Holunder kann ich aber nicht erkennen. Markus Klier ist kein Typ für Übertreibungen.

Der Antrunk ist vollmundig und weich, überhaupt nicht prickelnd oder erfrischend. Hier haben wir ein schweres Genießerbier im Glas, keinen Durstlöscher. Der üppige Körper mit 7% Alkohol gefüllt mit einer dicken Süße, die ganz dezent an Banane, Aprikose und Honig erinnert. Dazu leicht holzige Eindrücke, die zusammen mit der schwachen Alkoholnote fast glaubhaft machen, dass dieses Bier ein Holzfass von Innen gesehen hat (was ich nicht glaube).

Auch wenn ich weiterhin keinen Holunder finden kann und mein erster Eindruck eher verhalten war: Das Bier aus dem Oberallgäu schmeckt mir mit jedem Schluck besser. Dieses Weiche und dazu die Mischung aus fruchtiger Süße und rustikalem Barrique ergänzen sich wirklich schön.

Der Abgang ist ebenfalls weich und geschmeidig. Herbe ist kaum auszumachen, maximal die fruchtige Säure von weichen Birnen. Im Nachgeschmack legt sich vor allem zähes Karamell an den Gaumen, dazu die fruchtigen Töne von Banane und Aprikose und ein wenig Honig. Nicht schlecht!

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