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Saure Himbeere

21:41 Uhr – Ein Bierprojekt, dass ich vor über einem Jahr, im Mai 2020 begonnen habe, hat in diesen sommerlichen Tage seinen vorläufigen Abschluss gefunden: Mein saures Himbeerbier. Im letzten Jahr habe ich ein obergäriges Pale Ale gebraut, dieses dann auf ziemlich vielen Himbeeren vergoren und anschließend noch mehr Himbeeren, Milchsäurebaktierien und Brettanomyces Hefe zur Säuerung hinzugegeben. Diese durften noch für einige Wochen gemeinsam im Gärbehälter bleiben, bevor dann alles in Falschen abgefüllt wurde und ein ganzes Jahr zur Reifung im Kühlschrank verschwunden ist.

“Moin Himbeerbier”, sagte das
Beck’s Lemon, “stell dich doch
zu uns Biermixgetränken
ins Regal.” Da wurde das
Himbeerbier sauer
.

Dieser Text auf dem Etikett spielt auf das Lied „Liebe“ von Moop Mama an, auch in diesem kommt das Beck’s Lemon nicht so furchtbar gut weg. Der Hintergedanke ist, dass dieses Himbeerbier eben kein Mixgetränk wie ein Radler ist, da die Frucht schon im Brauprozess ins Bier kommt und nicht zwei fertige Getränke gemischt werden.

Außerdem zeigt das Etikett eine wütende – oder eben saure – Himbeere mit bösen Augenbrauen und fiesen Mundwinkeln, die dieses Schild mit dem Aufschrift „Nö!“ in der Hand hält. Sie ist eben richtig sauer, die Himbeere.

Apropos Himbeere: Sie sieht man auch optisch im Glas sofort: Das klare Bier glänzt dunkelrot, eben himbeerfarben. Eine zarte Kohlensäure durchzieht das Glas, bedeckt ist das Getränk von einem hellrosa Schaum, der allerdings recht schnell verfliegt.

Der Duft ist sehr, sehr intensiv nach säuerlichen Himbeeren, aber auch ein Hauch von Blüten kommt in die Nase. Der Geruch kündigt ein fruchtige Süße mit gewisser Schwere an.

Der erste Schluck ist richtig spritzig, zusammen mit einer leichten Säure wird das Himbeer-Bier so einer herrlichen Sommererfrischung. Recht schnell werden die säuerlichen Aromen mehr, sie erinnern an Rotwein oder – wegen der vielen Kohlensäure – an Rosésekt. Ganz leicht zeigen sich auch die typischen, etwas animalischen Töne der Brettanomyces Hefe.

Um es nicht zu vergessen, weil es so offensichtlich ist: Da ist natürlich ein ganz deutlicher Geschmack von Himbeeren, aber sauren Himbeeren, auch wenn der Eindruck nach und nach etwas süßer wird. Am Gaumen wird es schon trocken, solange das Bier noch im Mund ist. Im Abgang bleibt die feine Säure bestehen, dazu kommt aber eine ganz leichte Kräuterherbe, sodass die Saure Himbeere nun ein bisschen an Traubenmost erinnert.

Der Nachgeschmack ist schön mild nach Himbeere. Und sehr trocken, Gaumen und Zunge trocknen sofort aus, die Säure bleibt lange zurück und lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen. Brutales Sommergetränk!

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