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Spätherbe

17:39 Uhr – Im letzten Sommer war ich auf eine Hochzeit in den Schwarzwald eingeladen. Schon die Tage davor hatte ich arge Rückenprobleme, am Tag der Feier konnte ich den Hals kaum noch drehen. Die Autofahrt dort hin hat es nicht besser gemacht. Irgendwann am Nachmittag, es war ein sehr heißer Nachmittag, stand ich dann vor der Wahl: Schmerztablette oder Ketterer Zwickel Pils aus der Drittelliter Bügelflasche?

Mit einer guten Mischung aus letzterem und Mineralwasser bin ich dann gut durch eine sehr gute Partynacht gekommen – und auch den nächsten Tag habe ich nicht schlimm in Erinnerung. Freundlicherweise habe ich vom Brautpaar nach der Hochzeit noch eine Flasche des Getränks geschenkt bekommen. Und die ist heute dran.

Auf den kleinteiligen Etikett sticht vor allem das Brauereilogo ins Auge, denn darauf ist ein älterer Herr mit auffälliger Kopfbedeckung und hübschem, grauen Schnauzbart gerade mit Biertrinken beschäftigt. Absolut lobenswert sind die vielen angegebenen Details, wie Malzsorte (Pilsner), Hopfensorten (Tettnanger, Perle, Saphir) und sogar der Hefesorte (Frisinga-TUM 34/70), was wirklich eine Seltenheit ist. Auch die Farbe (6 EBC) und die Bittereinheiten (30 EBC, wobei die Einheit eigentlich EBU heißt…) sind angegeben.

Wie angekündigt ist das Bier naturtrüb, ein Zwickel Pils eben. Auch an der Schaumkrone des dunkelgoldenen Gerstensaftes gibt es nichts auszusetzen. Ein frischer, hopfiger Duft nach schwarzwälder Sommerwiese dringt aus dem Glas, vermischt mit einer grünen, waldigen Schwere.

Der Antrunk ist weich und etwas flach, die Spritzigkeit fehlt. Das mag auch an der langen Lagerung und der Bügelflasche liegen. Die Herbe hält sich zunächst zurück, auch sonst fehlt es etwas an Geschmack, maximal ein paar Kräuter sind im leichten Malzkörper des 4,9 Prozent starken Pils zu finden. Das erklärt auch, warum das an einem heißen Sommertag so ein guter Durstlöscher war.

Im Abgang wird es noch ein Stück würziger, endlich ist die Herbe auch richtig zu spüren. Vor allem im Nachgeschmack entfalten sich die grasigen Bittertöne hinten an der Zunge schön und zeigen, dass es hier wirklich um ein Pils geht.

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