17:32 Uhr – Das scheint eine stimmige Sache zu sein: Auf dem Etikett der Baltic Gose der Insel-Brauerei Rügen ist ein mächtiger Wal zu sehen. Im Hintergrund sind weiße Strukturen zu erkenne, die sowohl die Gischt brechender Wellen als auch die Kalkablagerungen auf Muscheln und alter Walhaut sein könnten. Passend zu diesen Motiven ist das Bier mit Meersalz gebraut – und mit 6,5 Prozent Alkohol ebenso ein Koloss wie das schwimmende Säugetier.
Das dunkelgoldene Bier ist extrem lebhaft. Das zeigt sich zum einen an der deutlich sichtbaren und sehr aktiven Kohlensäure, zum anderen an einem immer in Bewegung befindlichen, weißen, feinen und fulminanten Schaum. Trotz leichter Trübung strahlt die Gose einen feinen Glanz aus.
In die Nase gelangen feine Zitrusnoten von Zitronengras oder Bergamotte, dazu intensive blumige Töne. Aus dem Aquarium ist also erstmal ein Gewächshaus geworden.
Der Antrunk ist weich und – durch eine ausgewogene Verteilung von Süße und Säure – zunächst ziemlich mild. Würzige Aromen und breite Zitrustöne wirken in Kombination mit der prickelnden Kohlensäure sehr erfrischend und dennoch komplex. Ohne, dass es auf dem Etikett im Detail angegeben wäre, würde ich tippen, dass eines der hinzugefügten Gewürze Koriandersamen sind. Am Gaumen zeigt sich eine ganz dezente Spur von Salz, das sogar die breite Süße des Bieres noch unterstützt.
Im Abgang kommt zur Säure eine etwas parfümierte, ganz leichte Bittere. Beides steht dem vollmundigen Bier gut zu Gesicht und verleiht ihm einen Hauch von süßem Weißwein. Dazu passt auch, dass es im Nachgeschmack etwas trocken wird, begleitet von tollen Gewürzaromen, süßen Zitrusfrüchten und zerstoßenen Koriandersamen.