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15:48 Uhr – Drüben kühlt gerade das Kaffee-Lager ab, das ich seit heute Morgen gebraut habe. Es ist also quasi schon Zeit für ein Feierabendbier, auch wenn es noch früh am Tag ist. Dafür habe ich mir etwas Besonderes rausgesucht: Ein Bier von Blech Brut. Das ist ja an sich eigentlich immer schon was besonderes. Bisher habe ich von der Bamberger Brauerei allerdings lediglich die hervorragenden IPAs probiert. In dieser Drittelliterdose steckt ein Lager. Closed After Dark heißt es – und ich weiß nicht, ob sich darin ein Hinweis auf die Farbe des Bieres verbirgt. Wir werden es in Kürze wissen.

Das Design der Dose ist recht kunstvoll, auch, weil es raum für Phantasie lässt. Ich sehe darauf eine Bucht, einen See oder einen breiten Fluss. Das Gewässer liegt in einer kargen, trockenen Stein- oder Salzwüste. Aufgenommen ist das ganze aus dem Weltall, durch die enorme Entfernung ist alles ein bisschen schlecht zu erkennen. Trotzdem meine ich dort auf dem dunkelblauen Wasser eine weiße Gischt zu erkennen, es scheint also ein unruhiges Gewässer zu sein. Auf dem sandfarbenen Land sind dunkle Punkte und Schatten auszumachen, wahrscheinlich Felsen oder trockene Büsche und dürre Bäume.

Eine andere Interpretation, die mir bei längerem Studieren der Dose kommt, ist, dass es sich um zwei verschiedene Gesteine handelt. Ich glaube aber, dass wir hier im Moment nicht weiter kommen. Mach ich die Dose halt mal auf, oder?

Die erste Frage lässt sich sofort beantworten: Es handelt sich hier um ein helles Lager. In trübem, etwas dunkleren Zitronengelb liegt es unter eine enormen, weißen Schaumschicht. Viele kleine Bläschen sorgen für eine lebhafte Kohlensäure. Der fruchtige Geruch ist betörend, vor allem Ananas steigt mir schon aus der Ferne in die Nase. Auch die Süße von Mango ist mit im Spiel, ebenso wie einige frische Aromen von Zitrusfrüchten. Sehr viel besser kann ein Bier eigentlich nicht mehr riechen.

Im Antrunk überrascht es dann beinahe schon ein bisschen, dass das Closed After Dark gar nicht süß schmeckt. Es hat eine schöne Würze, wie es sich für ein Export gehören würde, und auch eine dezente, aber wahrnehmbare Hopfenherbe. Trotzdem ist die Fruchtigkeit noch voll da: Jetzt schmecke ich wieder die Mango, aber auch andere tropische Früchte wie Maracuja und einen Hoch von Grapefruit. Das Malz hält sich vornehm zurück, wodurch das genau 5 Prozent starke Bier sehr leicht und frisch rüber kommt. Im Abgang dann nochmal tropische Früchte vermischt mit einer etwas grasigen Herbe, im Nachgeschmack ein Hauch von Zitrone.

Eines der außergewöhnlichsten und auch besten Lagerbiere, die ich bisher probiert habe. Natürlich kann man so ein stark gehopftes Lager nicht mit klassischen Hellen oder Pils vergleichen. Trotzdem toll. Gerade an einem Sommermittag, aber das geht garantiert auch an einem Wintermorgen oder einem Frühlingsabend!

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