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Wilde Früchtchen

20:57 Uhr – Die dunkelrosa-gelbe Dose von Sierra Nevada fällt auf jeden Fall auf. Auch ohne das großgeschriebene Wild würde man ein knalliges Bier erwarten. Es heißt Wild Little Thing und ist ein Sour Ale, versetzt mit Guave, Hibiskus und Erdbeeren. Ich habe es mir heute ausgesucht, weil man bei diesem sommerlichen Wetter wahrlich Lust auf fruchtige Erfrischung bekommt.

Dieses amerikanische Bier geht erstmal ins Ohr: Der hellrosa Schaum prickelt nämlich recht lautstark, während er immer weniger wird. Er gibt so den Blick frei auf ein blass rötliches Getränk, dass mich optisch am ehesten an Rhabarber erinnert. Wo sich das Licht in der Trübe spiegelt, kommt sogar ein leichter Gelbschimmer zum Vorschein. So richtig hübsch sieht das alles nicht aus – aber spannend.

Der Geruch ist Erdbeerbowle. Aber sowas von Erdbeerbowle. Zuerst ist da ein intensives und süßes, fast schon künstlich wirkendes Erdbeeraroma. Dann kommt die Säure von lieblichem Sekt und ein Hauch von schwerem Weißwein in die Nase. Weil es so kitschig ist und weil es wie Erdbeerkaugummi riecht, bin ich begeistert. Das Prickeln ist übrigens immer noch hörbar.

Nach dem extremen Duft ist der erste Schluck überraschend leicht. Da ist wenig von allem: wenig Süße, wenig Säure, wenig Körper. Die Erdbeere ist noch etwas zu finden, dazu das trockene Mundgefühl von Hibiskus. Die Guave fällt mir ehrlich gesagt etwas schwer zu finden, da ich gar nicht so ganz genau weiß, wie die schmeckt.

Durch die viele Kohlensäure und die vorhandenen Fruchtnoten, die aber nicht klebrig süß sind, ist das 5,5 Prozent starke Ale extrem erfrischend. Mit Bier im herkömmlichen Sinne hat es natürlich nicht sehr viel zu tun. Dafür sorgt auch die zurückhaltende Säure, die eben doch eher an Sekt erinnert.

Ich bin nun wieder voll und ganz bei dünner Erdbeerbowle und spiele mit dem Gedanken, bald mal wieder Erdbeerbowle zu machen (meine letzte Erdbeerbowle gab es vermutlich zu meinem 18. Geburtstag, sie hieß „Auf die Fraise“). Im Abgang legt die Säure nochmal etwas mehr zu und auch die Erdbeeren werden kurz nochmal intensiver. Im Nachgang wird es am Gaumen sehr trocken, das erinnert mich wieder an die Hibiskusblüten.

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