20:56 Uhr – Die Giesinger Brauerei ist der Newcomer am Münchner Bierhimmel. Längere Zeit wurde die Brauerei von den großen Playern der Stadt, die abgesehen von Augustiner längst alle zu internationalen Braukonzernen gehören, nicht so richtig ernst genommen. Seit kurzem braut Giesinger aber an einem zweiten Standort – und zwar, jetzt wird es spannend, mit Münchner Grundwasser. Und nur wer das tut, hat das Recht, auf dem Oktoberfest Bier auszuschenken. Plötzlich gibt es in München einen Grund, den Newcomer ernst zu nehmen. Eine schöne Geschichte über die Brauerei stand auch am 25. Mai 2020 auf Seite Drei der Schwäbischen Zeitung (das bringt jetzt leider nur den Abonnenten was).
Höchste Zeit also, dass ich mein erstes Giesinger probiere. Ich sollte ja eigentlich mit einem Klassiker beginnen, der Münchner Hellen. Aber weil das Wetter grad eher nicht so nach Spritzigem ist, habe ich mich für die andere Sorte aus meinem Keller entschieden. Die hab ich auch hauptsächlich des Namens wegen gekauft: Simonius Dunkler Weizenbock. Das Etikett schafft schön den Spagat zwischen moderner, junger Brauerei und Münchner Biertradition: Auf dunkelblauem Hintergrund ist ein gemalter Bock über zwei weißen Blumen zu sehen, darunter der moderne, gelbe Schriftzug der Brauerei. Nicht die allergrößte Kunst, aber sehr bodenständig und klar.
Ich bin mir ja immer wieder unsicher, aus welchem Glas man Weizenbock trinkt. Nachdem ich ihn zuletzt im Liebesbier in Bayreuth in einem Weizenglas bekommen habe, habe ich mich heute auch für ein solches entschieden. Dort schimmert nun der Simonius in sehr dunklem, glänzenden Braun heraus. Die grobe Schaumschicht ist leicht cremefarben, die Kohlensäure steigt sichtbar auf.
In die Nase kommt ein süßlicher Geruch von Hefeweizen, leicht erdig bis karamellig, mit einem Hauch von Zwetschgen, Bananen und nassem Holz. Der erste Schluck ist dann doch sehr malzig und alkohollastig, die 7 Prozent verstecken sich nicht besonders gut. Schnell kommt eine markante, etwas nussige Herbe hinzu, die sich innen an den Backen entlangzieht. Könnte auch ein bisschen Eichenfass mit dabei sein. Abgang und Nachgeschmack legen eine deutliche Note von trockenem Kakao auf den Gaumen, das finde ich zusammen mit dem Hauch von Banane sehr interessant. Insgesamt ist mir der Alkohol aber viel zu dominant. Das ist schade, denn sonst würden die zahlreichen anderen Aromen von Frucht, Schokolade, Getreide und die eigentlich ganz schöne Mischung aus Süße und Herbe viel besser zur Geltung kommen. So habe ich eigentlich nach einem halben Glas schon genug – und mir bleibt die Hoffnung, dass sich in der zweiten Hälfte und mit etwas mehr Temperatur vielleicht noch andere Aromen zeigen.