17:37 Uhr – Manchmal darf der Nachtisch auch schon vor dem Abendessen genossen werden. So mache ich das heute mit dem Stone Xocoveza Tres Leches. Das Bier der kalifornischen Brauerei Stone Brewing ist laut Dose von heißer mexikanischer Schokolade und der lateinamerikanischen Süßspeise tres leches, einem Kuchen mit drei Milcharten: Es wird Biskuitteig in Sahne, Kondensmilch und gezuckerter Kondensmilch getränkt. Auf der braunen Dose sticht zunächst die gehörnte Fratze, das Stone-Logo, ins Auge, in dunkelgelb und weiß ist ein indigener Kalender in Scheibenform angedeutet, in dem sich auch bierige Darstellungen verstecken. Gebraut ist dieses Bier mit Gerstenmalz, Hafer, Reis, Lactose, Hefe, Kakao, Kaffee, Chilis, Hopfen, Zimt und Muskatnuss. Da kommt einiges zusammen.
Das Xocoveza ist sehr, sehr dunkelbraun, gerade noch so eine Stufe vor Schwarz. Die fingerhohe Schaumschicht ist hellbraun und sehr fein, aber von einigen großen Blasen durchzogen. Das Getränk ist absolut blickdicht und trotz der dunklen Farbe meint man eine Trübe zu erkennen. Etwas Kohlensäure hält den Schaum am Leben.
Der Geruch ist intensiv süß und schokoladig. Der Zimt zeigt sich auch sofort, dazu rieche ich Mandel- und Hafermilch. Ein paar schwere, dunkle Früchte und ein Hauch von Alkohol sind auch dabei, sodass ich mir nicht sicher bin, ob in diesem Fall die imaginären Biskuitkekse nicht vielleicht doch in Nusslikör eingelegt waren. Dass es sich hier um einen flüssigen Nachtisch handelt ist allerdings unstrittig.
Vollmundig und weich ist der erste Schluck schon, aber nicht so extrem wie erwartet. Herbe Röstaromen und sogar ein bisschen Hopfenherbe sorgen dafür, dass es doch einigermaßen deutlich ein dunkles Bier und kein Schokopudding ist. Der Geschmack ist nussig, auch in Richtung Karamell und vielleicht sogar tatsächlich ein bisschen milchig. Dazu eine Mischung aus Espresso und Kakao mit einem Schuss fruchtigem Schnaps.
Mit 8,5 Prozent Alkohol ist das US-Bier ja auch nicht gerade ein Leichtgewicht. Vielleicht kann ich mich deshalb nicht so richtig entscheiden, ob ich eine alkoholische Bittere schmecke oder ob die doch vom Kaffee kommt. Die Lactose verleiht dem Bier nicht nur eine angenehme Süße, sondern auch den ganz typischen, weichen Geschmack, den Milchzucker in dunklen Bieren anrichtet. Das geht hin in Richtung Vanille (obwohl die nicht auf der Zutatenlisten steht – zumindest nicht auf der deutschen, die auf die Dose geklebt ist).
Im Abgang ist da süßer Kaffee, der von einer alkoholischen, süßlichen Welle überrollt wird. Zuerst zeigt sich im Nachgeschmack Karamell und süße Lakritze, vor es langsam pfeffrig-scharf wird. Jetzt zeigen sich also ganz am Schluss noch die Pasilla-Chilis. Ein interessantes Pastry-Stout, das im Vergleich zu den Versuchen von Amundsen fast schon dezent wirkt, aber auch ohne künstliche Aromen auskommt.