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Rauhnacht Gerstenwein 2022

21:08 Uhr – Jaja, die Rauhnächte sind längst vorbei. Aber irgendwie hab ich zwar schon ein paar Flaschen der 2022er-Version meines Winter-Jahrgangsbieres getrunken, bin aber noch nicht dazu gekommen, auch ein paar Zeilen festzuhalten. Ich finde, dass Frühlingsanfang ein guter Moment ist, um mit dem Winterbier die kalte Jahreszeit abzuhaken. Also los.

Dieser Gerstenwein weist zwei Besonderheiten auf: Die Würze wurde zu zwei Dritteln mit einer sehr alkoholtoleranten Bierhefe vergoren, das andere Drittel wurde mit einer Rotweinhefe vergoren. Die beiden entstanden Biere habe ich dann zusammengebracht und monatelang auf amerikanischen Eichenspänen gelagert. Damit das Bier eine so hohe Stammwürze und einen Zielalkoholgehalt von 12 Prozent überhaupt erreichen kann, habe ich zusätzlich braunen Kandiszucker hinzugefügt.

Bei den Flaschen habe ich mich für 0,66-Liter-Flaschen entschieden, die mit bordeauxrotem Wachs versiegelt sind – passend zum Thema Wein. Am Flaschenhals hängt ein kleines Büchlein mit einer Geschichte zu den Rauhnächten.

Die Bierfarbe pendelt sich irgendwo zwischen dunklem Kupfer und heller Kastanie ein. Der Schaum ist üppig und cremefarben, er wird von einer deutlich sichtbaren und auch deutlich hörbaren Kohlensäure lange am Leben gehalten. Licht spiegelt sich rotgold im Gerstenwein, der nur leicht getrübt ist.

In die Nase gelangen leichte Holzaromen, dunkle, schwere Beeren, Erdbeeren, rote Trauben, etwas Süßholz und Nuancen von schwachem Rauch. Der erste Schluck prickelt wild, aromatisch zeigen sich Leder, Baumrinde und schwarze Johannisbeeren mit wenig Säure. Ich wiederhole mich, aber: Das Bier prickelt und prickelt und prickelt.

Das Bier wirkt relativ trocken, Bittere hat es kaum. Durch die dezente Beerigkeit entsteht tatsächlich leicht der Eindruck von fruchtigem Rotwein. Die holzigen Aromen der Eichenchips sind nicht zu intensiv, sondern sehr rund. Sie werden ergänzt von einer tropischen Fruchtigkeit, die an Ananas erinnert und einer leicht pfeffrigen Schärfe.

Der Abgang ist trocken und nimmt eine leichte Herbe mit. Hefiger Geschmack, schwere Fruchtigkeit und ein trockenes Mundgefühl sind die letzten Eindrücke der Rauhnacht 2022. Der Nachgeschmack ist ebenfalls fruchtig-trocken mit einer schönen Pfeffernote und einer leichten Schärfe hinten im Rachen.

Ich muss sagen, dass ich bei jeder Flasche aufs Neue begeistert bin. Zum einen, weil das ja doch recht wuchtige Bier so gut trinkbar ist, zum anderen, weil es obendrein so vielschichtig ist. Ich bin gespannt, wie sich die Rauhnacht noch weiter entwickelt. Ich hab noch ein paar Flaschen eingelagert.

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