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Schoko-Ritter

21:16 Uhr – Auf die Nacht hin wird es heute auch in Sachen Bier richtig dunkel: Der Schwarze Ritter von Zötler Braukunst reitet unaufhaltsam in Richtung Verkostungsglas. Die Drittelliterflasche mit schwarzem Kronkorken und schwarzem Halsetikett zeigt eine dunkle Szenerie; ein Ritter mit schwarzem Umhang und Helm sitzt auf einem pechschwarzen Pferd mit langer Mähne, dass gerade durchzugehen scheint. Der Blick auf den schwarzen Ritter fällt durch einen gemauerten Torbogen einer Burg, der schwach von einer Laterne beleuchtet wird. Im Hintergrund scheint der Vollmond ein Gemäuer mit Turm an. Dargestellt ist der Ritter von Rettenberg, der bei der Heimkehr von einem Kreuzzug seine Gattin inflagranti mit einem anderen Herrn erwischt und beide erschlägt. Bald bereut er diese schreckliche Tat – und noch heute soll sein Geist im im Brauereidorf Rettenberg spuken und uns lehren, wie wichtig Vergebung ist.

Bei diesem schwarzen Bier handelt es sich um einen Baltic Porter, ein starker Bierstil, der ursprünglich in England für den Export ins Baltikum gebraut wurde. Weil das Getränk dort beliebt war, fingen auch die lokalen Brauereien bald an, den typisch englischen Porter zu brauen. Weil es an der Ostsee mit der obergärigen Hefe nicht so klappen wollte, wurde und wird der Baltic Porter dort untergärig gebraut. Der Schwarze Ritter aus dem Allgäu ist allerdings obergärig.

Der Schwarze Ritter ist fast komplett schwarz, vielleicht noch eine Nuance vor tiefschwarz. Optisch macht er trotz seiner 7,7 Prozent dennoch zunächst einen eher leichten, flüssigen Eindruck. Der Schaum ist cremefarben und hält leider nicht besonders lange, obwohl reichlich Kohlensäure im Bier zu sein scheint.

Traube-Nuss-Schokolade ist das erste, was mir bei einer tiefen Geruchsprobe in den Sinn kommt. Ja, wirklich eine süße Schokoladigkeit mit nur ganz wenig Röstaromen kommt da in die Nase, dazu süße Lakritze und schwere Früchte wie Rosinen oder eingemachtes dunkles Steinobst.

Das Mundgefühl ist cremig weich, aber nicht zu schwer. Sofort flutet ein unglaubliches Schokoladenaroma den Mund. Keine Ahnung, wofür man noch Schokolade oder Kakao braucht, wenn man aus Gerste, Weizen, Hopfen und Hefe sowas derart schokoladiges herstellen kann. Töne von Lakritze sorgen für eine leichte, gummiartige Herbe, dazu kommen ganz dezente, getreideartige Röstaromen.

Die Rosinen werden mit steigender Trinkdauer immer schwächer, dafür wird das Bier immer trockener. Man meint beinahe, dass man ein bisschen Kakaopulver im Mund hat. Der Abgang ist schön ausbalanciert und weich, Herbe kommt eigentlich gar keine zusätzliche mehr ins Spiel. Vielmehr steigt sogar die Süße noch leicht an. Der Nachgeschmack bleibt schokoladig, dazu kommt eine würzige, fast schon leicht scharfe Pfeffernote.

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