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Traum aus Papier

21:41 Uhr – Naja, vielleicht ist es nicht gerade extrem weltoffen, sich zum Internationalen Tag des Bieres ein Bockbier aus dem Allgäu zu gönnen. Aber wenn es eine solche Besonderheit ist wie der im Rotweinfass gereifte St. Stephansbock der Brauerei Zötler aus Rettenberg, dann geht es vielleicht schon. Nur 2.850 Flaschen gibt es von dieser Starkbierspezialität, ein paar davon stehen in meinem Keller.

Die Besonderheit dieses Bieres wird schon durch die Verpackung hervorgehoben. Ja, Verpackung. Die Drittelliterflasche ist nämlich dick in weißem Papier eingeschlagen. Dieses Papier ist mit einer launigen Zeichnung in schwarz-weiß bedruckt. Im Zentrum sitzt ein Vollbärtiger mit Hosenträgern auf einem hölzernen Bierfass und hält eine Flasche Bier in der rechten Hand. Um ihn herum sind allerhand Brauutensilien, ein Albhornbläser, ein verrückter Chemiker und ein pfeiferauchender Hafenarbeiter zu sehen. Im Hintergrund türmen sich die Holzfässer. Das Zötler Bierlabor?

Mahagonifarben füllt das 8,7 Prozent starke Bier das Glas. Die dunkelweiße, grobe Schaumschicht verflüchtigt sich recht schnell, Kohlensäure steigt langsam auf. In die Nase gelangt eine schwere Aromenvielfalt von getrockneten Früchten, eingelegten Pflaumen, Haselnüssen, zarter Schokolade, Rosinen und dunklem Karamell. Da bringt ja wirklich jeder Atemzug einen neuen Eindruck – unglaublich!

Der erste Schluck macht genau so hocharomatisch weiter. Der Körper ist natürlich voll, aber auf keinen Fall mastig oder zu schwer. Die leichten Röstaromen der Schokolade legen sich in den Hintergrund, davor ziehen Trockenfrüchte, Weintrauben und Nüsse ihre Show ab. Traube-Nuss-Schokolade vom Allerfeinsten, das ist der Wahnsinn.

Was ich in dieser Wucht von Geschmackseindrücken nicht ausmachen kann, ist allerdings das Rotweinfass. Doch, das Fass schon, denn eine schöne holzige Beinote ist da. Aber der Rotwein? Der fällt mir nicht auf, höchstens in Form der Früchte eben.

Im Abgang wird die Röstherbe etwas intensiver und eine leichte Säure kommt ins Bockbier, Säure, die wieder an Pflaumen erinnert. Im Nachgang ist ganz viel dunkle Schokolade mit etwas Nuss zugange. Im trockenen Mund ist das ein überragender Geschmack, der lange bleibt und mir richtig das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt.

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